Jon Leifs: Edda Part II - The Lives of the Gods (Oratorium); Hanna Dora Sturludottir (Mezzosopran), Elmar Gilbertsson (Tenor), Kristinn Sigmundsson (Bass), Schola Cantorum Reykjavicensis (Chorleiter: Hördur Askelsson), Iceland Symphony Orchestra, Hermann Bäumer; 1 SACD BIS 2420; Aufnahme 04/2018, Veröffentlichung 05/2019 (65'10) – Rezension von Uwe Krusch

Die Nationalgeschichte der Musik in Island weist erst mit Jon Leifs im letzten Jahrhundert einen Nationalkomponisten auf. Dabei greift er auf die Volksmusik und die Nationalepen, insbesondere die Edda zurück. Über die Edda hat er ein unvollendet gebliebenes Oratorium in drei Teilen komponiert. Der zweite Teil hat auf dieser Aufnahmen Platz gefunden, dem der Text der Snorra Edda, also der Prosa Edda, die ein poetisches Lehrbuch und eine Zusammenfassung der Mythen und Legenden ist, zugrunde liegt.

In diesem Teil stellt Leifs in statischen Tableaus die Götter und ihren Lebensraum dar. Damit wählt er eine andere Herangehensweise, als es Wagner tat, weil er seine Weise angemessener fand. In seiner auftrumpfenden und kraftvollen Komposition sind immer die raue Natur und das literarische Erbe Islands erkennbar. Dazu trägt auch die Verwendung der isländischen Sprache bei. Dem Label BIS ist es zu verdanken, dass wir in der nunmehr 13. Folge mit dem Schaffen dieses nordischen Komponisten bekannt gemacht werden. Die Musik ist spätromantisch bis zukunftsgerichtet.

In diesem Teil des Oratoriums agieren drei Solistin und Chor sowie ein Symphonieorchester. Die drei isländischen Solisten wurden in Island und auch auf dem europäischen Kontinent ausgebildet und haben internationale Karrieren erreicht. Da sie in ihrer Muttersprache singen, ist der Text zwar nicht eigentlich wörtlich verständlich, aber wirkt überzeugend und klar. Alle drei haben klassisch ausgebildete Stimmen, die den Anforderungen gerecht werden und ein formidables Klangerlebnis bieten. Lediglich der Bass hat ein etwas grobes Vibrato.

Der Chor der Schola Cantorum ist nicht der berühmte aus dem eidgenössischen Staat, sondern der eigene aus Island. Aber auch dieser Chor weiß mit homogenem und ausdrucksstarkem Gesang, der trotzdem immer flexibel bleibt, zu gefallen.

Das erst Mitte des letzten Jahrhunderts gegründete Symphonieorchester von Island hat sich zu einem hochwertigen Klangkörper entwickelt, der der kompositorisch und besetzungstechnisch nicht leicht beizukommenden Musik von Leifs alle Nuancen und auch großen und lauten Gesten so überzeugend heraus, dass man erwartet, Odin springe gleich aus dem CD Spieler.

Jon Leifs was Iceland’s first national composer. The second part of the Edda oratorio is powerful and directly conveys the image of Iceland’s rugged nature. The vocal soloists, the choir and also the Iceland Symphony Orchestra perfectly know how to present this music convincingly. 

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