 Piotr  Tchaikovsky: Symphonie Nr. 4; Jonathan Leshnoff: Double Concerto; Michael Rusinek, Klarinette, Nancy Goeres, Fagott, Pittsburgh Symphony Orchestra, Manfred Honeck; 1 SACD Reference Recordings FR-738; Aufnahmen 05/2025 (Tchaikovsky), 06/2029, Veröffentlichung 22/05/2020 (61') - Rezension von Remy Franck
								
					Piotr  Tchaikovsky: Symphonie Nr. 4; Jonathan Leshnoff: Double Concerto; Michael Rusinek, Klarinette, Nancy Goeres, Fagott, Pittsburgh Symphony Orchestra, Manfred Honeck; 1 SACD Reference Recordings FR-738; Aufnahmen 05/2025 (Tchaikovsky), 06/2029, Veröffentlichung 22/05/2020 (61') - Rezension von Remy Franck
				
			Dass mich jemals eine Aufnahme davon abbringen könnte, Dmitrij Kitajenkos Einspielung der Vierten Symphonie von Piotr Tchaikovsky nicht mehr als die absolute Referenzeinspielung anzusehen, glaube ich, ehrlich gesagt, nicht. (Rezension) . Und auch diese neue Aufnahme aus Pittsburgh erreicht diese Qualität nicht, obgleich ich sie für höchst interessant halte.Es ist gewiss eine der interventionistischsten Interpretationen der Symphonie. Man spürt ständig die leitende und formende Hand des Dirigenten Manfred Honeck, der hier ein Detail herausarbeitet, dort etwas akzentuiert oder mit Eingriffen in Tempi und Dynamik für Aufmerksamkeit sorgt. Kein Zweifel, Honeck hat sich sehr genau mit Tchaikovskys Schriften und der Partitur auseinandergesetzt. Aber Honeck liest die Vierte von außen, bei Kitajenko kommt sie von innen, bei Honeck ist die Musik gemacht, bei Kitajenko ist jedes noch so kleine Detail die Folge von dem was vorausgeht, die logische Konsequenz in einem kohärenten musikalischen Gefühlsstrom. Honeck liest die Partitur a posteriori, Kitajenko scheint durchzudringen zum Schaffensprozess, zur Quelle des musikalischen Aktes, genau dorthin, wo der Komponist in seinem Drang, etwas in Noten festzuhalten, seinem Lebensatem zuhört, der ihn nicht von außen umweht, sondern den er in seinem Inneren hört. Es geht hier letztlich um die Differenz zwischen intuitiver Präsenz und Repräsentation.
Das erklärt auch, weshalb Kitajenko die Kontraste zwischen düsterer Hoffnungslosigkeit und freudigem Aufschwung anders darstellt als Honeck, weil der Russe auch im freudigen Ausbruch das Kleid des Fatums über die Musik zieht und die Freude in ihrer Widersprüchlichkeit bei ihm fast schmerzlich wird.
Dennoch finde ich Honecks Aufnahme ungemein spannend und vor allem brillant gespielt vom Pittsburgh Symphony, das Honecks interventionistisches Dirigat seismographisch genau umsetzt. Viele Details lassen aufhorchen, weil man sie so noch nicht gehört hat, und dass dieser Detail-und Farbenreichtum auch wirklich hörbar wird, dafür hat die Aufnahmetechnik gesorgt. Rein klanglich ist die Musik packend.
Das zweite Stück auf der SACD ist Jonathan Leshnoffs Double Concerto for Clarinet and Bassoon, ein neoklassisches und entsprechend leicht zugängliches Werk mit drei Sätzen. Auf einen elegisch-lyrischen ersten Satz folgen ein skurriler Walzer und ein gesprächiger, charmanter und dialogreicher Finalsatz. Die Solisten spielen mit Raffinement und Esprit, das hier nicht so wichtige Orchester begleitet akkurat.
 
		










 
					
				






