Der ukrainische Pianist Pavel Gililov wird als sehr einfühlsamer Interpret beschrieben, eine Eigenschaft, die er ganz offensichtlich seinen Meisterschülern für ihr Konzert im Rathaussaal in Vaduz mit auf den Weg gegeben hatte. Guy Engels berichtet.

Auf dem Programm standen vorwiegend kurze, kleine Formen: Intermezzi, Präludien, Etüden oder Bagatellen. Mit vier Bagatellen von Ludwig van Beethoven eröffnete Colin Pütz den Abend. Es stellte sich rasch heraus, dass wir es hier nicht mit Kleinigkeiten zu tun hatten, sondern mit kurzen, durchdachten und klug aus formulierten musikalischen Kleinoden. Colin Pütz spielte die vier Bagatellen mal aufmüpfig, drängend, mal ganz anmutig und zurückgenommen. Kontrollierte Leidenschaft war angesagt, genau wie bei Can Sarac und seinen beiden Brahms-Intermezzi. Der junge Pianist hielt die Musik stets in einem ruhigen, dennoch spannenden Fluss (vor allem das A-Dur-Intermezzo). Wunderbare Lyrik und innige Intimität prägten diese zwei späten Brahms-Werke.

Mit Stipe Prskalo erlebten wir einen echten Klanggestalter, der sechs Präludien von Alexander Scriabin interpretierte. Auf der oft sehr kurzen Zeitschiene vermied er jede überflüssige Bewegung, jeden überflüssigen Akzent, ließ viel lieber dem Klang den nötigen Raum zur Entfaltung.

Das Genre der Etüde bediente Ron Maxim Huang mit zwei Etüden von Sergej Prokofiev. Der Komponist war selbst noch Student als er diese Werke schrieb, die Ron Maxim Huang weit über das rein Mechanische und Lehrhafte hinaushob. Vor allem in Etüde Nr. 2 erwies er sich als ein besonders inspirierter und engagierter Pianist, der mit griffigem Spiel dem Werk Konturen verlieh.

Mit Isa-Sophie Zünd tauchten wir in die wunderbare Welt von Franz Schubert ein – der Eingangssatz aus der 14. Sonate. Die Liechtensteinerin beleuchtete in feinen Kontrasten, sehr anmutig und affektiv die hellen und dunklen Seiten, die in Schuberts Wesen und Musik eine derart zentrale Rolle spielen.

Den Schlussakkord setzte Vera Cecino mit Prélude, choral et fugue von César Franck. Mit bewundernswerter Klarheit spannte die junge Italienerin den großen Bogen von den Initialen Arpeggien bis zum Schlussakkord. Alles Formale war der Pianistin nur Werkzeug zur ständig neuen Ausformulierung der Hauptthemen, womit sie das Zyklische dieser Komposition in bemerkenswerter Selbstverständlichkeit ausdeutete.

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