Nach der zweiten Verschiebung der Messiaen-Tage verkündete der Verein Meetingpoint Music Messiaen nun die Absage des Festivals. Grund ist die Zuspitzung der pandemischen Lage und die in Sachsen geltende Corona-Notfall-Verordnung, die die Durchführung von Kulturveranstaltungen mindestens bis zum 09. Januar 2022 nicht zulässt. « Das desaströse Infektionsgeschehen lässt in Sachsen und insbesondere im Landkreis Görlitz keine Hoffnung zu, dass dieses Veranstaltungsverbot ab dem 10.01. aufgehoben werden könnte. Aufgrund der Prognosen sind wir uns auch als Veranstalter der aktuell besonders großen Verantwortung bewusst, nun jede weitere Infektion und Erkrankung zu verhindern.“ – erklärt Samuel Wagner, Leiter des Festivals.
Nun möchten die Organisatoren der Messiaen-Tage rund um den 15. Januar 2022 an den Kern des Festivals erinnern. An dem Tag, vor genau 81 Jahren, fand am Stadtrand von Görlitz eines der ungewöhnlichsten Konzerte des 20. Jahrhunderts statt. Der französische Komponist Olivier Messiaen (1908 – 1992) war Kriegsgefangener im Stalag VIII A. In diesem Lager führte er an jenem Tag mit drei mitgefangenen Musikern erstmals sein ‘Quatuor pour la fin du temps’ (Quartett auf das Ende der Zeit) auf – eines der bedeutendsten Werke des Zwanzigsten Jahrhunderts.
Am 15.01.2022 laden deswegen zwei katholische Kirchen auf beiden Seiten der Neiße ein – es erklingt eine Aufnahme des Quartetts. Zusätzlich lädt die Universität Halle am 13.01.2022 alle Interessierten zu einem Online-Seminarblock ein, in dem Olivier Messiaen und die Themen `Musik in Gefangenschaft´ und `Messiaens religiöse Weltanschauungsmusik´ im Fokus stehen werden. In diesem kleinen Rahmen möchte somit der Verein an Olivier Messiaen, seine Uraufführung und an 120.000 Kriegsgefangene, die von 1939 bis 1945 in Görlitz als Zwangsarbeiter unter widrigen Lebensbedingungen ausgebeutet wurden und von denen mehr als 10.000 die Gefangenschaft mit dem Tod bezahlten, erinnern.