Barock und Moderne; Johann Theile: Kantate Gott hilf mir, denn das Wasser; Eberhard Klemmstein: Fantasie über ein Thema von Joseph Haydn; Sebastian Theile: Begegnung für Klarinette solo + Symphonie "...so fährt unsre Zeit von hinnen"; Hamburger Ratsmusik, Hedwig Westhoff-Düppmann, Marteau Ensemble, Meininger Hofkapelle, Chin Chao Lin; 1 CD Thorofon CTH2655; Aufnahmen 2001-2018, Veröffentlichung 03/2019 (55') – Rezension von Remy Franck

Der Barockkomponist Johann Theile (1646-1724), der von Heinrich Schütz ausgebildet wurde, hinterließ Singspiele, Opern, Messen, Psalmen, Passionen, Arien, Kanzonetten und Motetten. Seine Kantate ‘Gott hilf mir’ ist ein beschauliches Werk, das hier in einer schön ausgewogenen Interpretation zu hören ist, der Hedwig mit ihrer warmen Sopranstimme viel Charakter gibt. Der Weg zu einem entfernten Nachfahren von Johan Theile, Sebastian Theile (1969-2014) führt über ein kurzes Stück von Eberhard Klemmstein (*1941), die Fantasie über ein Thema von Joseph Haydn, die einen etwas verworrenen Eindruck hinterlässt.

Sebastian Theile war Klarinettist und er stellt sich auf dieser CD zunächst mit einem Solostück für sein Instrument, ‘Begegnung’ vor.

Danach erklingt die viersätzige Symphonie ‘… so fährt unsre Zeit von hinnen’, die Einflüsse von Brahms wie auch von Shostakovich und Richard Strauss zeigt und sich in dieser Tonsprache höchst fantasievoll entwickelt. Der Komponist nannte sein Werk nicht ohne Grund ‘Symphonische Auseinandersetzung’, und seine Musik klingt wie ein Kommentar zu Werken früherer Zeiten. Dabei sind die Themen charakteristisch und originell, um sich dem Hörer sofort einzuprägen. Wer sich also nicht gegen Musik sträubt, die in ihrer Zeit eigentlich anachronistisch ist, wird an diesem Stück viel Freude haben, zumal es auch von der Meininger Hofkapelle sehr engagiert und auf hohem Niveau dargeboten wird. Ich jedenfalls liebe dieses Stück, und neben Johann Theiles Kantate macht es diese CD attraktiv.

The highlight of this release is Sebastian Theile’s Symphony. It looks like a commentary from a contemporary composer on the music written by composers from other centuries and is characteristic enough to be genuinely attractive. It is very well played by the Hofkapelle from Meiningen.

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