Bela Bartok: Violinsonate Nr. 2; Ernst von Dohnanyi: Walzer aus Coppelia; Francis Poulenc: Violinsonate; Maurice Ravel: Tzigane; Patricia Kopatchinskaja, Violine, Polina Leschenko, Klavier; 1 CD Alpha Classics 387; Aufnahmen 06/2017, Veröffentlichung 02/2018 (52'54) – Rezension von Uwe Krusch

Drei sehr unterschiedliche Werke für Violine und Klavier aus der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts haben Patricia Kopatchinskaja und Polina Leschenko zusammen eingespielt, die jedoch dadurch zusammenpassen, dass sie jeweils die kompositorischen Eigenarten ihrer Erschaffer spiegeln. Wobei das Motto, das sich Francis Poulenc selber gab, er sei ein Musiker ohne Etikette, auch für die Geigerin der Aufnahme gelten könnte. Sie erobert sich jedes Werk, das sie spielen will, durch einen persönlichen Blick und achtet nicht auf die schon angebrachten Waschhinweise, sondern findet ihren eigenen Zugang. Dieser ist dann aber immer spannend, manchmal auch befremdlich und in jedem Fall gewöhnungsbedürftig. Aber wenn man dieser Methode folgen möchte, werden einem immer wieder die Ohren durchgespült und frei für neues bzw. erneuertes Hören.

Auch hier ist das wieder der Fall. Die ‘Tzigane’ von Ravel, in der das ungarische Idiom mit der Zigeunertonleiter ausschmückt wird, wird zunächst fast stockend unsicher eröffnet, bevor sie sich zum wilden Tanz steigert.

Poulenc hat seine Violinsonate im dritten Anlauf dieses Genre erschaffen und sie in Abkehr der Melodienseligkeit der französischen Sonate, aber in Anlehnung an Brahms Werke dieser Gattung komponiert. Sie wahrt die Balance in der Beteiligung der Instrumente, was die beiden Artistinnen Kopatchinskaja und Leschenko im gemeinsamen Gestaltungsfeuer anheizen.

Bartok hat seine Zweite Sonate aus Tanzformen von Soldatenwerbern zusammen mit Zigeunermusik gestaltet. Urwüchsiges, Synkopen, Dissonanzen und ironisches Wimmern machen den Reiz dieses Werks aus, was die beiden Musikerinnen mit augenzwinkerndem Spiel ausdrucksstark wiedergeben.

Die aus Ungarn stammenden Geigerin Jelly d’Arányi, der die ‘Tzigane’ gewidmet ist und die die englische Erstaufführung der Bartok-Sonate spielte und auch Poulenc kannte, ist nicht nur den Komponisten Inspiration gewesen, sondern auch ein anregendes Vorbild unserer heutigen Interpretin. Die Frage nach technischen Schwierigkeiten würde Kopatchinskaja wahrscheinlich amüsiert belächeln, jedenfalls scheint es keine für sie zu geben. Sie kann sich also ganz auf die Gestaltung konzentrieren und hat in Polina Leschenko eine Schwester im Geiste und Gemüt gefunden. So werfen sich die beiden die Töne zu und machen Musik vom Feinsten. Mit dem Walzer aus ‘Coppélia’ von Leo Delibes in der Klavierversion von Ernst von Dohnanyi serviert die Pianistin noch ein kleines allerliebstes Extra.

As one could expect, Patricia Kopatchinskaja and Polina Leschenko present performances one needs to get used to. Nevertheless they are not only very personal but truly captivating and outstanding.

 

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