Carl Nielsen: Serenata in vano + Klarinettenkonzert; Magnus Lindberg: Klarinettenkonzert; Sebastian Manz, Klarinette, David Fernandez Alonso, Horn, Marc Trénel, Fagott, Dominik Manz, Cello und Lars Olaf Schaper, Kontrabass, Deutsche Radiophilharmonie, Dominik Beykirch, Magnus Lindberg; 1 CD Berlin Classics 0301351BC; Aufnahme 06/2019, Veröffentlichung 04/09/20 (61‘11) -Rezension von Alain Steffen

Magnus Lindberg ist ein Garant für erstklassige und attraktive zeitgenössische Musik. Das trifft auch auf sein Klarinettenkonzert aus dem Jahre 2002 zu, das neben einem volltönenden Orchesterklang auch sehr feingestrickte, atmosphärische Musik enthält. Lindbergs Werk lässt dem Solisten dabei genug Freiraum, seine Interpretation zu entfalten.

Die Interpretation von Sebastian Manz ist geschliffen, kontrastreich und technisch brillant. Das Farbenspektrum ist eher matt, passt jedoch hervorragend zu Lindbergs ungewöhnlich kühl anmutender Komposition. Die Deutsche Radio Philharmonie spielt sehr präzise und engagiert unter der Leitung des Komponisten. Allerdings fehlen mir etwas die Innenspannung und die Phantasie, die Dirigenten wie Salonen, Saraste oder Oramo in ihren Aufnahmen  so hervorragend in Lindbergs Musik einfließen lassen.

Ehe der Hörer aber zu Lindbergs Klarinettenkonzert gelangt, stellt Sebastian Manz  die selten gespielte, aber hochinteressante, wenn auch etwas sperrige Serenata in vano CNW 69 für Klarinette, Horn, Fagott, Cello und Kontrabass von Carl Nielsen vor. Die Musik mit ihrer ungewöhnlichen Quintettbesetzung ist eine wirkliche Entdeckung, da dieses Werk sehr selten aufgenommen oder im Konzertsaal gespielt wird. Eine Bereicherung ist auch das darauf folgende Klarinettenkonzert von Nielsen mit seiner für den dänischen Komponisten typischen Klangfärbung. Auch hier hört man ein Werk, das sich einem nicht beim ersten Mal erschließt, dessen Qualitäten man erst beim zweiten oder dritten Hören so richtig wahrnimmt. Sebastian Manz begeistert durch eine klug gestaltete Interpretation, die sehr auf feinabgestufte Klangfarben als Mittel der Interpretation bedacht ist. Nielsen ist ein Komponist, der gerne volkstümliche Melodien, traditionelle Einflüsse und moderne Experimente Seite an Seite stellt. In seinem 1928 komponierten Klarinettenkonzert nimmt beispielsweise die kleine Trommel eine ungewöhnliche, aber zentrale Stellung ein. Manz meistert die oft abrupten Sprünge von romantischer Kantilene zu fast atonalen, komplexen Tönen und Läufen absolut brillant. Die Deutsche Radio Philharmonie wird hier von dem beeindruckend dirigierenden Dominik Beykirch geleitet. Auch hier hätte man sich freilich etwas mehr Wagemut gewünscht. Das Orchester spielt, wie schon bei Lindberg, etwas zu brav. Trotzdem ist dies  eine insgesamt wichtige und inspirierte Aufnahme von Werken, die man nicht so oft zu hören bekommt.

Magnus Lindberg is a guarantor for first-class contemporary music that is also a pleasure to listen to. This is also true of his Clarinet Concerto from 2002, which contains very finely woven, atmospheric music in addition to a full orchestral sound. Lindberg’s work allows the soloist enough freedom to develop his interpretation.
Sebastian Manz’s interpretation is polished, rich in contrast and technically brilliant. The colour spectrum is rather dull, but fits perfectly to Lindberg’s unusually music. The Deutsche Radio Philharmonie plays with great precision and commitment under the composer’s direction. However, I am somewhat missing the inner tension and imagination that conductors such as Salonen, Saraste or Oramo bring to Lindberg’s music in their recordings in such an excellent way.
But before the listener reaches Lindberg’s Clarinet Concerto, Sebastian Manz presents the seldom played, somewhat awkward but nonetheless highly interesting Serenata in vano CNW 69 for clarinet, horn, bassoon, cello and double bass by Carl Nielsen. As this work is very rarely recorded or played in concert halls, the music with its unusual instrumentation is a real discovery.
Nielsen’s Clarinet Concerto shows the typical colours of the Danish composer. Here, too, one hears a work that is not fully accessible the first time, its qualities are only really fully revealed on the second or third hearing. Sebastian Manz inspires with a cleverly shaped interpretation, with finely graded timbres. Nielsen is a composer who likes to put folk melodies, traditional influences and modern experiments side by side. In his Clarinet Concerto, composed in 1928, for example, the snare drum occupies an unusual but central position. Manz brilliantly masters the often abrupt leaps from romantic cantilenas to almost atonal, complex notes. The Deutsche Radio Philharmonie is led here by the impressively conducting Dominik Beykirch. But as with Lindberg, the orchestral playing is a little too dutiful. Nevertheless, this is an altogether important and inspired recording of works that one does not hear so often.

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