Richard Mico: Fantasien und Pavanen; Concerto di Viole (Brian Franklin, Rebeka Rusó, Brigitte Gasser, Tore Eketorp, Arno Jochem, Viola da Gambas, Matthias Spaeter, Erzlaute, Johannes Strobl, Truhenorgel); 1 SACD Ars Production ARS 38570; Aufnahme 07/2019, Veröffentlichung 03/07/2020 (61'12) – Rezension von Uwe Krusch

Die Musikszene in England im ausgehenden 16. und 17. Jahrhundert war reich und für ihre Gambenkompositionen berühmt. William Byrd, Orlando Gibbons und John Dowland sind auch heute noch bekannte und gerühmte Vertreter. Wohl meist kaum geläufig wird Richard Mico (1590-1661) sein. Dieser wurde in Taunton, Somerset, in die Familie ursprünglich französischer Abstammung mit Namen Micault geboren, eine Familie von Kaufleuten. Als erste feste Anstellung wurde Mico 1608 zum Dienstmusiker an der Thorndon Hall, Essex, ernannt. Dort arbeitete er zweiundzwanzig Jahre für William Petre als ein Nachfolger von William Byrd als Musiklehrer für die Kinder der Familie und als Komponist für den Haushalt. Die hier eingespielten Werke sind bis zu fünfstimmig, wohl da es im Hause keine zweite Bassgambe gab. Da auch während seiner Zeit William Byrd noch häufiger Gast im Hause Petre war, boten sich Mico Abgeschiedenheit und auch Kontakt ins Zentrum London.

39 Werke sind erhalten, alle für Gambenconsort. Mico galt als einer der besten Komponisten von Fantasien. Alle Kompositionen sind eher konservativ, weil sie nicht dem allgemeinen Trend folgen, Fantasien mit Tänzen zu Suiten zusammenzustellen. Mico setzt zwar Tasteninstrumente ein, sie doppeln aber nur andere Stimmen. Seine Harmonik ist gekennzeichnet durch eine freie Behandlung von Dissonanzen und eine besondere Vorliebe für übermäßige Dreiklänge, die er meist in Kadenzen als Sextakkord einsetzt. Andererseits verwendet Mico in dreistimmigen Werken die zwei Bassgamben abwechselnd melodisch, so dass er hier in Richtung Triosonate agiert. Da für die Interpreten dieser Aufnahme die Musik klare Assoziationen weckt und Bilder schafft, haben sie den Werken deskriptive Namen gegeben, die also nicht vom Komponisten oder aus der Zeit stammen.

Das Ensemble Concerto de Viole aus vier Mitgliedern hat sich von der Schola Cantorum Basiliensis kommend seit vier Jahrzehnten das Repertoire erforscht und lädt immer wieder Gäste ein, wie auch hier. Es beauftragt auch zeitgenössische Musik für diese Instrumente. Auf Basis seiner profunden Kenntnis des Gambenwerkes kann es auch den Stücken von Mico die ihnen innewohnenden Feinheiten mit Raffinement entlocken und diesen weitgehend unbekannten Komponisten würdigen. Gleichzeitig energiegeladen wie auch leichtfüßig geben sie der Musik ein breites Ausdrucksspektrum mit auf den Weg, so dass sich leicht nachvollziehen lässt, warum Mico so komponierte und auch sein erster Dienstherr ihn auch später noch mit einer Rente versorgte.

The music scene in England in the late 16th and the 17th centuries was rich and famous for its viola da gamba compositions. Richard Mico is probably not a very common name. Richard Mico was given his first permanent position at Thorndon Hall. There he worked for William Petre for twenty-two years, succeeding William Byrd as music teacher for the family’s children and as composer for the household. Since William Byrd was still a guest in the house of Petre, Mico was also in contact with the centre London.
39 works have been preserved, all for gamba consort. Mico was considered one of the best composers of fantasies. All compositions are rather conservative, because they do not follow the general trend of arranging fantasies with dances to suites. Mico uses keyboard instruments, but they only double other voices. His harmonies are characterized by a free treatment of dissonances and a special preference for excessive triads, which he usually uses in cadenzas as a sixth chord. On the other hand, in three-part works Mico uses the two bass viols alternately in the melody, so that here he goes in the direction of a trio sonata.
Coming from the Schola Cantorum Basiliensis, the Ensemble Concerto de Viole, consisting of four members, has been exploring the repertoire for four decades. On the basis of its profound knowledge, it can also produce the intrinsic subtleties of Mico’s pieces with refinement and pay tribute to this largely unknown composer. Both energetic and light-footed, the music has a wide range of expression, so that it is easy to understand why Mico composed in this way.

  • Pizzicato

  • Archives