Joseph Haydn: Streichquartette op. 50; Amati Quartett; 2 CDs Divox CDX-21801; Aufnahme 1995/1999, Veröffentlichung 11/2018 (118'30) - Rezension von Guy Engels

1787 komponiert Joseph Haydn einen Satz von sechs Streichquartetten für Friedrich Wilhelm II. von Preußen, selbst ein passabler Cellist. Dieses Opus 50 von Haydn wurde später unter dem Titel ‘Preussische Quartette’ bekannt. Von preußischer Strenge ist jedoch in der Musik nichts zu spüren. Wir erleben den typischen Haydn, den Meister der kleinen, kompakten Form, der aus wenigen Mitteln sehr viel zu machen weiß.

Die Musik strahlt eine gesunde Portion Wiener Nonchalance, Eleganz und Charme aus. Immer wieder findet sich auch eine humoristische Note ebenso wie ernste und nachdenkliche Abschnitte.

An den Interpreten liegt es, sämtliche Charakteristika von Haydns Musik in der richtigen Balance zusammenzubringen und sie in den knapp 20 Minuten, die jedes Quartett dauert, auf den Punkt zu bringen.

Dem ‘Amati Quartett’ gelingt dies mit unvergleichlicher Souveränität, mit viel Raffinesse und Sensibilität. Hier stimmen jede Betonung, jeder Akzent. Hinter der scheinbaren Leichtigkeit von Haydns Musik verbirgt sich ein tiefes kammermusikalisches Verständnis. Dieses Verständnis ist denn auch unabdingbar, da Haydn die vier Instrumente gleichberechtigt behandelt, er keinem Primus die Stimmführung überlässt. Es geht um einen authentischen Dialog, und führt das ‘Amati Quartett’ auf höchstem Niveau.

Mögen die Aufnahmen mittlerweile über 20 Jahre alt sein und das ‘Amati Quartett’ seine Konzerttätigkeit eingestellt haben, die Musik klingt transparent und taufrisch wie am ersten Tag – auch ein Verdienst der Tonmeister.

Refined and transparent, perfectly balanced as well as sensitive performances of Haydn’s op. 50.

 

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