Dmitri Shostakovich: Die Hinrichtung des Stepan Razin, Zoya Suite, Suite über finnische Themen; Shentang, Bassbariton, Mari Palo, Sopran & Tuomas Katajala, Tenor, Lettischer Staatschor, Helsinki Philharmonic Orchestra, Vladimir Ashkenazy; 1 CD Ondine ODE12252; 3/13 (65') – Rezension von Remy Franck

Wenn von Stepan (Stenka) Razin die Rede ist, dann denken wohl viele Leute zunächst an das bekannte russische Volkslied ‘Stenka Razin’, das der Chor der Donkosaken weltberühmt gemacht hat. Der 1671 im Alter von 41 Jahren hingerichtete Stepan Razin war ein Ataman der Donkosaken und der Anführer eines Aufstandes gegen das russische Zarenreich. Dmitri Shostakovich schrieb 1964 eine kantatenähnliche Tondichtung mit dem Titel ‘Die Hinrichtung des Stenka Razin’ für Baritonsolo, Orchester und gemischten Chor. Die Tondichtung wurde lange vernachlässigt, aber es gibt mittlerweile ein halbes Dutzend Einspielungen davon.

Die Musik ist dramatisch, atmosphärisch ausdrucksstark und von unmittelbarer Wirkung, ein richtiges Meisterwerk, das seinen Platz im Repertoire definitiv behaupten sollte. Die Interpretation unter Vladimir Ashkenazy ist die beste, die ich von dem Stück hören konnte. Mit seiner flexiblen und weit gestreckten Stimme ist der Bass-Bariton Shenyang ein herausragend guter Interpret des Soloparts, den er mit bewegendem Ausdruck und größter Überzeugungskraft singt. Chor und Orchester sind exzellent und setzten Ashkenazys Dirigieren spannungsvoll um.

Das zweite Stück der CD ist die 1944 von  Shostakovich für den Film ‘Zoya’ von Lev Arnshtam geschriebene Filmmusik, von der nur eine von Lev Atovmyan bearbeitete fünfsätzige Suite existiert. Der Film ehrte das heroische Leben und den Tod von Zoya Kosmodemyanskaya, einer Heldin der frühen Tage des Großen Patriotischen Krieges, wie der Zweite Weltkrieg in der Sowjetunion genannt wurde. Auch diese Musik ist von allerbester Qualität und wird von Ashkenazy teils mit reizvoller Einfühlsamkeit, teils mit packender Dramatik dirigiert.

Das letzte Werk, die 11 Minuten dauernde Suite über finnische Themen, hat eine seltsame Geschichte. Komponiert wurde sie im Jahre 1939 für Solisten (Sopranstimme und Tenor) und Orchester. Sie entstand als Auftragsarbeit des Parteisekretären Leningrads, Andrei Zhdanov, der sich ein feierliches Stück gewünscht hatte, das die Rote Armee bei ihrem Einmarsch in Helsinki begleiten sollte. Da der Winterkrieg aber weniger erfolgreich verlief als vorausgesagt, blieb Shostakovichs Musik unbenutzt und sie wurde erst 2001 erstmals aufgeführt. Sie erklingt hier in einer ansprechenden Aufführung, die eine willkommene Ergänzung der beiden anderen Werke darstellt

Three not very well known works by Shostakovich  can be heard on this CD. Under Vladimir Ashkenazy’s dramatic conducting, they are very appealing.

 

 

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