Das Oktett von Schubert kann man mit Fug und Recht als ein Leuchtturmwerk bezeichnen, da es eines der herausragenden Beispiele der gemischten Kammermusik für Bläser und Streicher ist. Dieses Werk zu spielen ist gleichzeitig Ansporn und Herausforderung für Kammermusiker. Erwartet den Rezensenten oder potentielle Hörer denn auch ein musikalisches Leuchten? Wenn man bei dem Bild des Leuchtturms bleiben möchte, dann kann man das bestätigen, aber vielleicht anders als erwartet.
Die acht Musiker, die allesamt Stimmführer in der Sächsischen Staatskapelle sind, sind zuallererst eine eingeschworene homogene Gruppe, die ein wunderbar warmes Timbre erzeugen und ein miteinander verwobenes Beziehungsgeflecht bilden, das jedem die Freiheit der solistischen Betätigung lässt und trotzdem einen Gesamtklangeindruck begünstigt. Und das jeder sein Instrument beherrscht und auch die Artikulation seiner Stimme und sich diesem Gesamterlebnis angliedert, ist so selbstverständlich wie toll. Die Technik stellt diese Kunstfertigkeiten makellos und plastisch dar.
Das Werk wird auch mit die musikalischen Linien verständlich zeichnender Interpretation dargeboten. Allerdings fallen doch zwei Aspekte ins Ohr, die man so nicht erwartet hat. Da ist vor allem die an einigen Ecken aufgesetzt wirkende Artikulation, die dann so klingt, als ob hier einer denkt, ich muss hier einen Akzent machen oder dieses betonen. Das ist zwar richtig in dem Sinne, dass diese Hervorhebungen da hingehören. Aber sie kommen nicht aus dem Fluss entwickelt, sondern wirken aufgesetzt. Und daraus erklärt sich auch die zweite Auffälligkeit. Durch diese gemacht wirkenden Einsprengsel wird die an sich schöne drängende und fließende Entwicklung der Musik immer wieder gestört und gehemmt, so dass der Hörer aufmerkt, anstatt einfach das Wonnebad des Gehörten zu genießen.
Um noch mal auf das Eingangsbild zurückzukommen. Auch beim Leuchtturm scheint das Licht ja nicht immerzu, sondern blinkt in bestimmten Zeitabständen immer wieder grell auf. Was dort richtig ist, tut der Musik nicht so gut. Trotz allem gelingt den Musikern aus Dresden natürlich eine Interpretation, die vom inneren Zusammenhalt der Gemeinschaft getragen wird.