Carl Maria von Weber: Oberon; Clemens Kerschbaumer, Mirko Roschkowski, Dorothea Maria Marx, Grga Peros, Marie Siedler, Dmitry Egorov, Roman Kurt, Chor und Extrachor des Stadttheaters Giessen, Philharmonisches Orchester Giessen, Michael Hofstetter; 2 CDs Oehms OC984; Aufnahme 2016 & 2017, Veröffentlichung 07/2019 (111') - Rezension von Alain Steffen

Neben einer Handvoll guter Aufnahmen galt Rafael Kubeliks Einspielung von Webers Oper Oberon als die Referenz. Weder Keilberth, noch Gardiner oder Conlon  gelang es, dieses heikle Werk in die richtige Balance zu bringen. Meist haperte es an den Stimmen, die dieses typisch romantische Weber-Bild einfach nicht wiedergeben wollten. Und wenn man ehrlich ist, wurde auch bei Kubelik mit Birgit Nilsson, Placido Domingo und Hermann Prey falsch, wenn auch hochkarätig besetzt. Wie wundervoll diese vom Publikum ungeliebte Oper doch klingen kann, das wird uns jetzt erst mit dieser Neueinspielung aus Giessen offenbart.

Der Hörer erlebt das Werk in hervorragender und sehr räumlicher Klangqualität. Hofstetter lässt die Oper auf historischen Instrumenten spielen – Naturhörner, Naturtrompeten, eng mensurierte Posaunen und Flöten aus Holz statt aus Metall – und erreicht damit eine wunderschöne Farbpalette und genau den romantischen Klang, die Webers Musik auszeichnen und eigentlich auch verlangen. Dazu dirigiert Hofstetter gekonnt klar und transparent und verzichtet auf schweren Pathos. Anstelle einer hochdramatischen Rezia oder eines heldentenoralen Hüon setzt Hofstetter auf junge, leichte und lyrische Stimmen. Und die passen wiederum hervorragend zu diesem schwebenden, naturhaften Klang des exzellent aufspielenden Philharmonischen Orchester Giessen.

Mit Dorothea Maria Marx als Rezia und Mirko Roschkowski als Hüon finden wir endlich die Idealbesetzungen dieser beiden Rollen. Überragend auch Clemens Kerschbaumer als Oberon, Marie Seidler als Fatima, Grga Peros als Scherasmin, Dmitry Egorov als Puck und Roman Kurtz als Erzähler. Die Aufnahmetechnik ist mustergültig und bietet pures Hörvergnügen. Kein Zweifel, diese Produktion ist eine ideale Oberon-Aufnahme.

Among a handful of good releases, Rafael Kubelik’s recording of Weber’s opera Oberon was considered the reference. Neither Keilberth, nor Gardiner or Conlon succeeded in bringing this delicate work into the right balance. Most of the time the voices were not able to reproduce the typical romantic Weber image. And to be honest, Kubelik, with Birgit Nilsson, Placido Domingo and Hermann Prey, might have had top-class but far from ideal voices. With this Oehms Classics release we have finally a wonderful recording. Hofstetter uses partly historical instruments and thus achieves a beautiful palette of colours and exactly the romantic sound that characterises Weber’s music. In addition, Hofstetter skilfully conducts in a clear and transparent manner, avoiding heavy pathos. Instead of a highly dramatic Rezia or Hüon, Hofstetter relies on young, light and lyrical voices. And these, in turn, fit in perfectly with the excellently playing Philharmonic Orchestra Giessen. With Dorothea Maria Marx as Rezia and Mirko Roschkowski as Hüon, we finally find the ideal cast for these two roles. No less outstanding are Clemens Kerschbaumer as Oberon, Marie Seidler as Fatima, Grga Peros as Scherasmin, Dmitry Egorov as Puck and Roman Kurtz as narrator. The recording technique is exemplary and offers pure listening pleasure. No doubt, this production is an ideal Oberon recording.

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