Chopin Evocations; Frédéric Chopin: Klavierkonzerte Nr. 1 & 2 (Orchestration: M. Pletnev) + Rondo op. 73 + Variationen über La ci darem la mano op. 2 aus Mozarts Don Giovanni + Impromptu Nr. 4; Barber: Nocturne op. 33; Schumann: Chopin (Carnaval op. 9/12); Grieg: Etüde Hommage à Chopin; Tchaikovsky: Un poco di Chopin (18 Stücke op. 72); Mompou: Variationen über ein Thema von Chopin; Daniil Trifonov, Sergei Babayan, Klavier, Mahler Chamber Orchestra, Mikhail Pletnev; 2 CDs Deutsche Grammophon 4797518; Aufnahmen 2016/2017, Veröffentlichung 10/2017 (o.A.) - Rezension von Remy Franck

Ganz klein steht es unten in einer Ecke auf dem Backcover, was eigentlich gleich bei den Werkangaben hätte erwähnt werden müssen: die beiden Chopin-Konzerte werden in den vorliegenden Liveaufnahmen nicht in der Originalfassung aufgeführt, sondern in einer neuen Orchestrierung von Mikhail Pletnev.

Versuche, Chopin zu ‘verbessern’ hat es immer wieder gegeben, während große Dirigenten zur Genüge gezeigt haben, dass der Urtext so schlecht gar nicht ist.

Pletnev rückt das verkleinerte Orchester zur Seite und da das Klavier auch von den Mikrophonen so privilegiert wird, könnte von einem Klavierkonzert schon fast nicht mehr die Rede gehen, wären da nicht die geschmacklosen Bläserbegleitungen, die Pletnev arrangiert hat, von einem der weiteren Programmstücke ausgehend wohl nach dem Motto ‘Un poco di Tchaikovsky’.

Und so brillant glockenhaft Trifonov auch spielen mag: ich finde das, was hier geschieht, in höchstem Maße verwerflich. Die beiden Konzerte werden verballhornt und die kompositorischen Ideen Chopins brutal vergewaltigt.

Die restlichen Solostücke, von Chopin oder von Komponisten, die von Chopin beeinflusst wurden, sind in brillanten Trifonov-Interpretationen zu hören, doch einiges ist auch etwas überstrapaziert, so dass ich letztlich von dieser neuesten Trifonov-Produktion relativ enttäuscht bin. Herausragend und begeisternd ist nur die phänomenale Interpretation der ‘La ci darem la mano-Variationen’, hier in der Fassung für Soloklavier.

Pletnev’s new orchestration of Chopin’s Piano Concertos is a brutal rape and has to be severely condemned. Trifonov’s playing is fine all over the program, yet sometimes a bit overemphasized. The only really thrilling performance is the one of the La ci darem la mano Variations in the version for solo piano.

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