Alexander Zemlinsky: Eine florentinische Tragödie; Rachel Wilson, Benjamin Bruns, Christopher Maltman, Münchner Rundfunkorchester, Patrick Hahn; # BR Klassik 900347; Aufnahme 11.2022, Veröffentlichung 19.04.2024 (57'14) – Rezension von Uwe Krusch

Die Oper spielt in der Zeit der Renaissance. Der gehörnte Ehemann tötet im Duell den Prinzen von Florenz. Damit gewinnt er den Respekt seiner Gattin zurück, sie sinkt in seine Arme. So auf den Punkt gebracht bietet die auf den Text von Oscar Wilde komponierte Oper in gut 50 Minuten die Musik von Zemlinsky, die zwischen Moderne, Spätromantik und Verismus pendelt. Die stets gewahrten tonalen Bezüge werden durch raffinierte Akkordfolgen und Klangmischungen in der Schwebe gehalten. Sogar expressionistische Züge spiegeln die Farben der Stoffe, die Simone dem Prinzen zur Begutachtung vorlegt.

Ergänzend haben die Interpreten auch die Konzertversion der Ouvertüre eingespielt.

Die Musik macht vom ersten Moment an mit sich eingrabender Intensität die großen Gefühle deutlich. Die Ouvertüre mag man als vertontes Liebesspiel hören.

Mit dem Tableau von drei Singstimmen ist die Besetzung überschaubar. Dabei tragen die beiden Männerstimmen die Hauptlast. Die größte Wandlung hat Ehemann Simone zu durchlaufen. Die von Wilde zunächst angelegte Düsterkeit und Plumpheit wird durch einen kämpferischen und gewitzten Charakter mit immer größerer Selbstsicherheit abgelöst. Bariton Christopher Maltman gelingt es, diese Entwicklung stark auszuleuchten. Insbesondere die anfängliche Überraschung, vielleicht auch ein Moment der Ermüdung nach der Reise und das Erkennen der Situation gelingen überzeugend. Danach steigert er sich graduell, wie er wohl seinen Plan langsam gedanklich gestaltet.

Die Eleganz des Prinzen Guido, gesichert durch seine Herkunft, wirkt anfänglich sicher. Aber seine Stellung verliert zunehmend an Bedeutung, hier ist er nur Mensch, und damit seine herrschaftliche Geste an Substanz. Der Tenor Benjamin Bruns macht diese zunehmende Verunsicherung hörbar.

Aus heutiger Sicht zwiespältig fällt die Rolle der Ehefrau Bianca aus. Zunächst als Hausfrau bzw. Besitz vorgeführt, sieht sie später, dass ihr Mann auch um sie zu kämpfen bereit war. Trotz des kleinsten Rollenanteils gelingt es Mezzosopran Rachael Wilson, mit ihrem Gesang Aufmerksamkeitspunkte zu setzen, so wenn sie Guido zum Mord an ihrem Mann anstachelt.

Alle Sänger überzeugen mit überzeugen uneingeschränkt mit ihren stimmlichen Qualitäten und können auch mit deutlicher Artikulation punkten. Das Münchner Rundfunkorchester wird von Patrick Hahn zu einem intensiven und farbnuancierten Spiel animiert, dass aber bei aller Selbstbewusstheit und gestalterischen Überzeugung der Musiker den nötigen Raum für die Singstimmen lässt.

The opera is set in the Renaissance period. The cuckolded husband kills the Prince of Florence in a duel. In doing so, he wins back the respect respect of his wife and she sinks into his arms. To put it in a nutshell the opera, composed to the text by Oscar Wilde, offers a good 50 minutes of music by Zemlinsky, which oscillates between modernism, late romanticism and verism. The constantly preserved tonal references are kept in suspension by sophisticated chord sequences and sound mixtures. Even expressionist traits are reflected the colors of the fabrics that Simone presents to the prince for inspection.

In addition, the performers have also recorded the concert version of the overture recorded.

From the very first moment, the music makes the great emotions clear with a burrowing intensity. The overture can be heard as a love play set to music.

With the tableau of three voices, the instrumentation is manageable. The two male voices bear the main burden. Husband Simone has to undergo the greatest transformation. Wilde’s initial gloom and plumpness is replaced by a combative and shrewd character with ever greater self-assurance. Baritone Christopher Maltman succeeds in illuminating this development to great effect. In particular, the initial surprise, perhaps also a moment of fatigue after the journey and the recognition of the situation are convincing. After that, he gradually increases in intensity, as he slowly forms his plan in his mind.

Prince Guido’s elegance, secured by his origins, initially seems assured. But his position increasingly loses its significance, here he is only human, and thus his lordly gesture loses substance. The tenor Benjamin Bruns makes this increasing insecurity audible.

From today’s perspective, the role of his wife Bianca is ambivalent. Initially presented as a housewife or possession, she later sees that her husband was also prepared to fight for her. Despite playing the smallest part, mezzo-soprano Rachael Wilson succeeds in attracting attention with her singing, for example when she incites Guido to murder her husband.

All the singers are fully convincing with their vocal qualities and can also score with clear articulation. The Munich Radio Orchestra is animated by Patrick Hahn to an intense and colorful performance, which, despite the self-confidence and creative conviction of the musicians, leaves the necessary space for the singing voices.

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