Le Jardin Féerique; Maurice Ravel: Introduction et Allegro für Harfe, Flöte, Klarinette und Streichquartett + Sonatine (Bearbeitung für Flöte, Viola und Harfe von Carlos Salzedo) + Streichquartett F-Dur + Sonate für Violine und Violoncello + Le Jardin Féerique (Ma Mère l'Oye); Simon Roturier, Christophe Horak, Violine, Ignacy Miecznikowski, Viola, Bruno Delepelaire, Violoncello, Emmanuel Pahud, Flöte, Wenzel Fuchs, Klarinette, Marie-Pierre Langlamet, Harfe; 1 CD Indésens INDE 139; Aufnahmen 02/2019, Veröffentlichung 30/10/2020 (75'02) - Rezension von Remy Franck

Mit Le Jardin Féerique zaubert Indésens ein hinreißendes Ravel-Programm aus dem Hut und realisiert damit eine Rundschau der Kammermusik des französischen Komponisten. Um es zu spielen, haben sich ‘Les Chambristes de l’Orchestre Philharmonique de Berlin’ zusammengetan, ein Ensemble mit – neben einem Schweizer, einem Österreicher und einem Polen – mehrheitlich französischen Musikern, die aber alle auf den französischen Klang eingeschworen sind. Das zeigen sie auf Anhieb in dem glühend interpretierten Introduction et Allegro für Flöte, Klarinette, Harfe und Streichquartett. Mit ätherischen Klanglegierungen und glitzernden Lichtspielen von größter Intensität ist dies eine faszinierende Interpretation.

Nicht weniger Leidenschaft, Eifer und Kraft prägen die phänomenale Interpretation des Streichquartetts. Transparenz, Raffinesse und Sinnlichkeit genügen den vier Musikern nicht, sie suchen auch nach dramatischen Effekten und geben der Partitur die ganze Spontaneität ihrer Inspiration zurück. Das Très lent, der vorletzte Satz, bekommt dabei einen dämonischen Charakter. Aus diesem Magma katapultiert das explosive Finale den Hörer in die Lüfte. Psycho! Hitchcock hätte diese Aufnahme für seinen Film verwenden können. Ich kann mich nicht erinnern, dieses Quartett jemals so packend erlebt zu haben.

Danach folgt das bekannte Klavierwerk Sonatine in einer Bearbeitung von Carlos Salzedo, in der allerdings das Cello durch die Bratsche ersetzt wird und damit an Debussys Sonate für dieselbe Besetzung erinnert.

Pahud, Langlamet und der Bratschist Ignacy Miecznikowski liefern davon eine sehr lebhafte und stimmungsvolle Wiedergabe.

Die Duo-Sonate für Violine und Violoncello von 1922 ist das modernste Werk des Programms. Christophe Horak und Bruno Delepelaire meiden jede graziöse Eleganz und gehen sofort in den Angriff über, mit einer stupenden Klanglust, leidenschaftlich im Ausdruck, die Modernität des Werkes mit ungewohnten Phrasierungen betonend.

Nach diesem Tour de force von stupender Sonorität geht das Programm mit einer ebenfalls sehr klangreichen Bearbeitung von Le Jardin Féerique aus Ma Mère l’Oye zu Ende.

With Le Jardin Féerique, Indésens presents an enchanting Ravel programme with musicians from the Berlin Philharmonic, besides a Swiss, an Austrian and a Pole mostly French musicians, but all of whom are committed to the French sound. They show this immediately in the fervently played Introduction et Allegro for flute, clarinet, harp and string quartet. With ethereal sound and glittering lights of the greatest intensity, this is a fascinating interpretation.
No less passion, ardour and power characterise the phenomenal performance of the String Quartet. Transparency, sophistication and sensuality are not enough for the four musicians, they also look for dramatic effects and give the score all the spontaneity of its inspiration. The Très lent, the penultimate movement, has an almost demonic character, and from this magma, the explosive finale catapults the listener into the air. Psycho! Hitchcock could have used this recording for his film. I can’t remember ever having experienced this quartet in so gripping a performance.
The well-known piano work Sonatine is heard on this CD in an arrangement by Carlos Salzedo in which, however, the cello is replaced by the viola. Thus, the work is reminiscent of Debussy’s Sonata for the same instrumentation. Pahud, Langlamet and the violist Ignacy Miecznikowski provide a very lively and atmospheric interpretation.
The Duo Sonata for violin and cello from 1922 is the most modern work in the programme. Christophe Horak and Bruno Delepelaire avoid any graceful elegance and immediately go into attack, with a stupendous enthusiasm and passion, emphasizing the modernity of the work with a sometimes unusual phrasing.
After this tour de force of stupendous sonority, the programme ends with ano less rich and colourful arrangement of Le Jardin Féerique from Ma Mère l’Oye.

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