Grazyna Bacewicz: Klavierquintette Nrn. 1 und 2, Quartett für vier Violinen, Quartett für vier Violoncelli; Silesian Quartet (Szymon Krzeszowiec, Arkadus Kubica, Lukasz Syrnicki, Piotr Janosik), Krzysztof Lason, Malgorzata Wasocionek (Violinen), Polnisches Cello Quartett (Tomasz Daroch, Wojciech Wodala, Krysztof Karpeta, Adam Krzeszowiec), Wojciech Switala (Klavier); 1 CD Chandos CHAN 10976; Aufnahme 09/2010 und 09/2017, Veröffentlichung 04/2018 (63'30) – Rezension von Uwe Krusch

Grazyna Bacewicz kann man als Bindeglied einer Reihe von Komponisten zwischen ihrer Lehrerin Nadia Boulanger und Sofia Gubaidulina sehen. Alle drei waren bzw. sind handwerklich hochqualifizierte und musikalisch herausragende Komponistinnen, die in ihrer Zeit prägend waren.

Die Kompositionsphasen von Bacewicz waren durch ihre polnische Heimat mitgeprägt. In den Fünfzigerjahren des letzten Jahrhunderts, als das Quartett für vier Violinen und das erste Klavierquintett entstanden, lehnte sie sich stilistisch wohl an Bartok, Prokofiev und Stravinsky an, jedenfalls wurden ihre Kompositionen lebhafter, dynamischer und bezogen folkloristische Elemente mit ein. Diesen Stil bezeichnete sie selbst als avantgardistisch.

Gut ein Jahrzehnt später folgten das zweite Quintett und das Quartett für vier Violoncelli. War schon das erste Quintett hochgelobt worden, so zählt das zweite zu ihren besten Werken. Hier nutzt sie zwar klassische formale Strukturen, geht aber ihren avantgardistischen Weg weiter Richtung Dodekaphonie, Aleatorik und neuer Klangfarben. Ihre Werke sind hochwertig, ambitioniert und verdienen Aufmerksamkeit. Man kann die Werke als angriffslustig und zugleich lyrisch ansehen, auf alle Fälle sind sie vielschichtig.

Das Schlesische Streichquartett gehört zu den etablierten Quartetten nicht nur seiner Heimat und hat sich eine stilistisch weitreichende Karriere aufgebaut. Zusammen mit Wojciech Switala am Piano erobern sie die beiden Quintette im Sturm und arbeiten spielend die vielschichtigen Paletten der Komposition und innewohnenden Stimmungen heraus. Die beiden Violinisten des Quartetts haben zusammen mit den beiden herausragenden Geigern Krzysztof Lason und Malgorzata Wasiucionek das Violinenquartett eingespielt, das in der Zeit politischer Repression entstand. Deswegen musste es so geschickt komponiert werden, dass folkloristische Elemente und klassische Strukturen die Modernität übertünchten. Das polnische Celloquartett widmet sich effektvoll den volltönenden Kantilenen des Quartetts für vier Celli, so wie es der Komponistin vorschwebt.

Grazyna Bacewicz is one of the foremost female composers of the last century. Her piano quintets and the two quartets, one for violins, the other for violoncelli only, belong to the important part of her chamber music. The Polish musicians who made this recording, play the music with dedication and natural ability, thus giving a highly persuasive account of the entire program.

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