Hans Werner Henze: Heliogabalus Imperator (Allegoria per Musica) + Fantasie für Orchester Los Caprichos + Englische Liebeslieder für Cello & Orchester + Ouvertüre zu einem Theater; Anssi Karttunen, Cello, BBC Symphony Orchestra, Oliver Knussen; 1 CD Wergo WER 7344 2; Aufnahmen 02/2014,; Veröffentlichung 04/2019 – Rezension von Uwe Krusch

Diese CD bietet neben dem letzten von seiner Hand verfassten Werk drei Kompositionen des Komponisten Henze aus seiner mittleren Schaffensphase. Das Werk Los Caprichos kann man als Meditation auf die sarkastischen Radierungen gleichen Titels von Goya sehen, das auch stilistisch in die Zeit dieses Malers zurückblickt. Echte Programmmusik ist Heliogabalus Imperator über den römischen Kaiser Marcus Aurelius Antonius, deren Abschnitte Bilder vom Einzug in Rom bis zur Ermordung des Imperators vermitteln. Das ursprünglich mit aleatorischen Passagen geschaffene Werk hat Henze später ausformuliert. Über zwei Umarbeitungen haben sich die Englischen Liebeslieder für Solocello und Orchester entwickelt, hinter denen sechs, davon inzwischen fünf ermittelte Texte englischer Literatur stehen, die nur für Henze selbst eine Quelle darstellen, nicht aber für den Hörer eine Ablenkung oder Vorprägung sein sollen. Einen kurzen Nachschlag zu seinem großen Opernschaffen stellt Ouverture zu einem Theater dar und spiegelt noch einmal seinen Ansatz, dass Theater das Leben an sich sei. Davon zeugt auch, dass er immer seinen eigenen sprachvollen Komponierstil abseits der Schulen gepflegt hat.

In einer sehr persönlichen Anmerkung hat der Cellist Anssi Karttunen die enge Bindung zwischen sich, dem Komponisten Henze und dem Dirigenten Oliver Knussen dargestellt. Diese Verbindungen haben über darüber hinaus den Vorteil, dass es Knussen und auch Karttunen mit überwältigender Natürlichkeit gelingt, das Werk von Henze zum Klingen zu bringen. Dadurch erzielen sie eine Intimität, die die Werke trotz der modernen Tonsprache wie klassische Kompositionen klingen lässt und ihnen jeden Schrecken nimmt. Bei den Liebesliedern liegen sehr unterschiedliche Texte zugrunde, so dass die sechs Sätze verschiedene Temperamente spiegeln, was von den Interpreten mustergültig gespiegelt wird.

Das BBC Symphony Orchestra ist als eines der großen Orchester mit besonderer Nähe zur zeitgenössischen und modernen Musik so erfahrungsreich in der Darstellung zeitnaher Werke, dass es auch Dank der Anleitung von Knussen ein spektakulär durchsichtiges Erlebnis des Hörens schafft, so dass aus allen Aspekten, auch den aufnahmetechnischen heraus diese Aufnahme eine reine Freude ist.

Four works, including his last completed piece, show Hans Werner Henze as a versatile composer. In a very personal note, the cellist Anssi Karttunen has depicted the close bond between himself, the composer Henze and the conductor Oliver Knussen. These connections also have the advantage that Knussen and Karttunen are able to bring Henze’s work to life with overwhelming naturalness. They make the works sound like classical compositions despite the modern tonal language. The recorded sound is transparent and another asset of this highly recommendable release.

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