Light and Shade; David Philip Hefti: An durchsichtigen Fäden (2018) für Mezzosopran und Streichquartett auf ein Gedicht von Kurt Aebli + Concubia nocte (2018), Musik zur zweiten Nachtwache (Streichquartett Nr. 5) + Danse interstellaire (2014), + Trauermusik für Bassklarinette und Streichquartett; Maria Riccarda Wesseling, Mezzosopran, Bernhard Röthlisberger, Bassklarinette, Amaryllis Quartett (Gustav Frielinghaus, Lena Sandoz, Violine, Mareike Hefti, Viola, Yves Sandoz, Violoncello); 1 CD NEOS 12101; Aufnahme 2019/2020, Veröffentlichung 03/2021 (65'57) – Rezension von Uwe Krusch

Die Betitelung Licht und Schatten deutet einen Gegensatz an, die Werke bieten derer viele. So stehen sich auch Elemente von Lebensfreude und Verzweiflung oder verarbeiteten und noch unbewältigten Gedanken gegenüber. Eine weitere Verbindung über die Werke schafft auch das Streichquartett, das bei Concubia nocte allein bleibt, dem sich bei An durchsichtigen Fäden eine Mezzosopranistin und bei Danse interstellaire eine Bassklarinette hinzugesellt. Die Assoziationen weckenden Titel für alle Werke deuten zugleich darauf hin, dass es dem Hefti nicht nur bei der Bezeichnung, sondern auch im Übrigen um musikalische Ausforschungen geht, indem er auf Gegensätze wie Klänge gegen Geräusche setzt.

Gleich bei ‘An durchsichtigen Fäden’ werden diese grenzsuchenden Ausforschungen realisiert. Hefti vertonte das Gedicht von Aebli in zweiter Version für Mezzosopran und Streichquartett und widmete es den Interpreten der Aufnahme. In Erinnerung bleibende und charakteristische Klänge, die durch expressive Spielanweisungen angeregt werden, bilden den Schwerpunkt. Während die Sängerin auch mit Schnalzen, Sprechgesang und Presslauten agiert, malträtieren die Streicher ihre Bögen, etwa, wenn sie mit der Bogenstange auf die Seite schlagen. Glissierende Flageolett-Griffe fordern die Finger. Die Stimmen tauschen sich ständig aus und übernehmen voneinander Rhythmus oder Tempo.

Concubia nocte ist Heftis fünftes Streichquartett und gleichzeitig das zweite Werk seines Nachtwachen-Zyklus. Damit verbundene Themen wie Schlaflosigkeit, Traum, Dunkelheit lassen in jedem Sinne des Wortes eine rätselhafte Nachtmusik entstehen. Danse interstellaire ist eine Trauermusik für Bassettklarinette zum Streichquartett. Die Klarinette verlässt die Streicher oft, so dass immer wieder reine Streichquartett-Passagen erklingen. Teilweise gespenstische Stimmung erzeugen die Streicher, denen die wieder aufblitzende Klarinette schöne Erinnerungen gegenübersetzt. Das wird besonders gegen Ende mit einer unerwarteten Wendung hin zu einer Invention von Bach deutlich.

Die Altistin Maria Riccarda Wesseling nutzt die ungewöhnlichen Anforderungen an ihre Stimme zu ihrer intensiv eintauchenden und vielseitig ausdrucksstarken Gestaltungsreise, die sie mit klarer Artikulation und sensibler Stimmführung bewältigt.

Der Klarinettist Bernhard Röthlisberger macht die Trauermusik zur intensiven Klangreise, die die Trauer gleichzeitig ausdrückt und vergessen lässt. Sangliche wie auch aufbrausende Einwürfe fordern die Streicher heraus.

Als langjähriger Partner von Hefti ist das Amaryllis Quartett ist seinen Werken unmittelbar verbunden, so dass ihm die spielerischen Herausforderungen ebenso locker wie sicher von der Hand gehen. Gleichzeitig wärmen sie die Musik mit ihrem Spiel und geben ihr dadurch Kontur und Ausdruck. Mit diesem Einsatz für die Werke plädieren sie überzeugend für diese vielschichtigen Kompositionen.

The title light and shadow suggests a contrast, the works offer many of them. Thus, elements of joie de vivre and despair or processed and still unresolved thoughts are juxtaposed. The string quartet, which remains alone in Concubia nocte, is joined by a mezzo-soprano in An durchsichtigen Fäden and a bass clarinet in Danse interstellaire, creates a further connection between the works. The titles of all the works, which evoke associations, indicate at the same time that Hefti is concerned with musical explorations not only in the designation, but also in the rest of the work, by focusing on contrasts such as sounds versus noises.
Immediately in An durchsichtige Fäden these boundary-seeking explorations are realized. Hefti set Aebli’s poem to music in a second version for mezzo-soprano and string quartet and dedicated it to the performers of the recording. Memorable and characteristic sounds, stimulated by expressive playing instructions, are the main focus. While the singer also acts with snaps, sprechgesang and pressed sounds, the strings maltreat their bows, for example, when they hit the side with the bow stick. The four string players constantly change and take over rhythm or tempo from each other.
Concubia nocte is Hefti’s fifth string quartet and also the second work in his Nachtwachen cycle. Associated themes of insomnia, dream, and darkness give rise to an enigmatic night music in every sense of the word. Danse interstellaire is funeral music for basset clarinet to string quartet. The clarinet often leaves the strings, so that pure string quartet passages are heard again and again. At times, the strings create a ghostly mood, which is countered with happier thoughts by the clarinet. This is especially evident toward the end with an unexpected turn toward an invention by Bach.
The contralto Maria Riccarda Wesseling uses the unusual demands on her voice for her intensely immersive and versatilely expressive creative journey, which she manages with clear articulation and sensitive voice leading.
Clarinetist Bernhard Röthlisberger turns the funeral music into an intense journey of sound that simultaneously expresses grief and allows it to be forgotten. Cantabile as well as effervescent playing challenges the strings.
The Amaryllis Quartet, Heftis’ long-time partner, is directly connected to his works, so that the playing challenges come as easily as they do confidently. At the same time, they warm the music with their playing, giving it contour and expression. With this commitment to the works, they make a convincing case for these multi-layered compositions.

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