Dimitrij Kitajenko
Photo: Gerd Mothes

Einer der weltweit bedeutendsten Dirigenten unserer Zeit, Dmitrij Kitajenko, feiert heute seinen 75. Geburtstag. Er gehört zu der früher schon seltenen und heute fast ausgestorbenen Gattung von Dirigenten, die Interpretieren nicht auf Tempi und Dynamik reduzieren, sondern den Orchesterklang als Ganzes kontrollieren und formen. Sie sind auf einer Hand aufzuzählen.

Mit seinem hochkultivierten Gefühl für Klangfarbe und einer Schattierungskunst, die ihresgleichen sucht, gelingen ihm sinnlich-tiefe Interpretationen, die zum Kern der Kompositionen vordringen, wie Pizzicato es in einer Konzertkritik beschrieb: « Schon oft habe ich im Konzert oder beim Schallplattenhören versucht, das Phänomen Kitajenko zu ergründen, dieses ganz außergewöhnliche und höchst seltene Charisma, das die Orchester zu galvanisieren scheint und sich auch auf das Publikum überträgt. Im Gegensatz zu anderen Dirigenten, die Kraft, Lautstärke und Podiumsakrobatik brauchen, um das Publikum zu interessieren und dabei nicht selten die Musik nur oberflächlich darstellen, wenn nicht gar verunstalten, gibt Kitajenko jedem Ton des Orchesters eine Bedeutung und erzeugt damit eine Spannung, die allein das Publikum stimulieren kann, ohne die Musik in ihrer Substanz zu gefährden. Bei diesem Dirigenten erlangt die Musik immer den Ausdruck des Besonderen. »

Dmitrij Kitajenko - © Aydin Ramazanoglu

Dmitrij Kitajenko – © Aydin Ramazanoglu

In St. Petersburg geboren, studierte Dmitrij Kitajenko an der Glinka-Musikschule und am Rimsky-Korsakov-Konservatorium seiner Heimatstadt, außerdem bei Hans Swarowsky und Karl Österreicher in Wien. 1969 war er Preisträger beim 1. Internationalen Herbert von Karajan-Dirigierwettbewerb in Berlin und wurde mit 29 Jahren Chefdirigent des Stanislawski-Theaters in Moskau. 1976 wurde er Chefdirigent der Moskauer Philharmoniker. Danach hielt er Chefdirigentenposten in Frankfurt, Bergen, Bern und Seoul. Heute ist er Erster Gastdirigent des Konzerthausorchesters Berlin und Ehrendirigent des Gürzenich Orchesters Köln.

Für seine herausragenden Schallplattenaufnahmen und sein Lebenswerk erhielt Dmitrij Kitajenko im Frühjahr 2015 den ‘Lifetime Achievement Award’ der ICMA (International Classical Music Awards).

Lifetime Achievement Award - Dmitrij Kitajenko & ICMA-Präsident Remy Franck – © Aydin Ramazanoglu

Lifetime Achievement Award – Dmitrij Kitajenko & ICMA-Präsident Remy Franck – © Aydin Ramazanoglu

Der 75. Geburtstag ist für den rüstigen Dirigenten kein Grund zur Verlangsamung der Tätigkeit. Die Spielzeit 2015 beginnt Kitajenko mit Konzerten des ‘Qatar Philharmonic Orchestra’ in Doha, ein Orchester, das er anschließend auf eine Tournee nach Europa mitnimmt. Er wird neben dem Gürzenich-Orchester Köln und dem Konzerthausorchester Berlin u.a. das Gewandhausorchester, das ‘Helsinki Philharmonic’ und das ‘Danish Radio Symphony Orchestra’ leiten. In Japan ist er zu mehreren Konzerten bei den führenden Sinfonieorchestern eingeladen.

Für weitere Beiträge zu Dmitrij Kitajenko geben Sie im Suchfeld (oben rechts) den Namen des Dirigenten ein. Das Pizzicato-Archiv enthält Features, Interviews und Rezensionen.

Die wichtigsten Beiträge sind
https://www.pizzicato.lu/dmitrij-kitajenko-there-is-always-part-of-a-mystery/
https://www.pizzicato.lu/kitajenko-marathon-man/

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