Im Sommer 1968 vereinten Polyband und ‘Fratelli Fabbri’ in Nürnberg ein großes Ensemble mit dem Ziel, unter der Leitung Hans Swarowskys Wagners ‘Ring des Nibelungen’ integral in durchgehend derselben Besetzung aufzunehmen. Als Orchester war die Tschechische Philharmonie aus Prag verpflichtet worden. Doch mitten in die Aufnahmesitzungen platzte die Nachricht vom Einmarsch der sowjetischen Truppen in Prag. Die Grenzen waren geschlossen, wurden aber kurzfristig immer wieder geöffnet. Diese Öffnungszeiten nutzten etliche der tschechischen Musiker, um spontan in ihre Heimat zurückzukehren. Musiker des Nürnberger Orchesters ersetzten sie ebenso spontan bei den Aufnahmen, so dass letztlich für die Veröffentlichung nicht mehr der Name ‘Tschechische Philharmonie’, sondern einfach ‘Großes Symphonieorchester’ benutzt wurde.
Die Frage ist, ob es sich lohnt, diesen ‘Ring’ auf CD zu kaufen?
Die bereits mehrmals von verschiedenen Labels veröffentlichte Aufnahme ist gewiss ein wichtiges historisches Dokument in der Interpretationsgeschichte der vier Opern, auch wenn sie mit den im Katalog verfügbaren Spitzenaufnahmen nicht konkurrieren kann.
Wertvoll ist die Aufnahme allein schon durch den Orchesterklang, auch wenn er manchmal zu sehr in den Hintergrund gedrängt wird, da die Solisten per Mikrophon sehr nach vorne geholt wurden. Andererseits ergibt sich dadurch eine extrem hohe Textverständlichkeit, die man unbedingt als ein wichtiges Merkmal ansehen muss. Wer sich den Ring textlich aneignen will, findet kaum in einer anderen Aufnahme eine solche Präsenz des gesungenen Wortes.
Swarowsky dirigiert auffallend gefühlsvoll, aber auch sehr handlungsbezogen, und visualisiert die Handlung mit dem Orchester, als wolle er so für den Hörer Bühnenbild und Handlung ersetzen. Das führt letztlich zu einer effektvollen Interpretation, die aber nicht so sehr als dramatisch zu bezeichnen ist, sondern eher als bedeutsam. Swarowskys Tempi sind durchwegs langsam, seine Nuancen prägnant, was diese Bedeutsamkeit noch verstärkt und ihr eine gute Portion an Pathos gibt. Mit den Sängern hat der Dirigent diesen Ring sehr lyrisch eingeprobt, um jede Gefahr des Sprechgesangs zu vermeiden.
Mit seiner tiefen, warmen und vollen Bassstimme ist Rolf Polke ein sängerisch wie darstellerisch beeindruckender Wotan. Nadezda Kniplova gehört, wie alle anderen Sängerinnen dieser Aufnahme, zur Kategorie der schweren Wagner-Heroinen. Stimmlich ist sie eine prächtige Brünnhilde, bleibt aber darstellerisch wegen Gefühlsarmut hinter den Erwartungen zurück. Gerald McKee singt den Siegmund und den Siegfried mit kraftvoller Stimme. Mit ihrer tiefen und präsenten Stimme ist Ruth Hesse eine tadellose und wirklich begeisternde Fricka. Alle anderen Sänger erreichen in vielen Fällen ein sehr gutes, zumindest aber ein akzeptables Niveau.
Für Wagnerianer ist diese Box also ein wichtiges Dokument. Für Einsteiger sie ist wegen der Textverständlichkeit zu empfehlen.
Cet enregistrement du Ring sous la direction de Swarowsky est peut-être un peu ‘vieux jeu’, avec des tempos souvent lents et parfois appuyés, mais l’orchestre sonne bien et les chanteurs sont tous et sans exception à situer au-dessus de la moyenne. Une caractéristique majeure est la présence des voix obtenue grâce au réglage des microphones. Il en résulte une excellente compréhension du texte.
Wagnerians should definitely give this box a try: it’s an historic document of good value, with a superb orchestra and, in most cases, good singers. Voices are extremely present and there is no other Ring where one could so easily follow, understand and assimilate Wagner’s text.