Nikolai Medtner: Quatre Morceaux op.4 + Drei Novellen op. 17 + Skazki op. 35 & op. 42 + Drei Hymnen an die Arbeit op. 49; Gunnar Sama, Klavier; 1 SACD 2L 156; Aufnahme 10/2018, Veröffentlichung (60'05) - Rezension von Remy Franck.

Der russische Spätromantiker Nikolai Medtner (1880-1951) ist längst kein vergessener Komponist mehr, aber sehr populär ist er auch nicht gerade. Obwohl Medtners Klaviermusik eher mit jener Sergei Rachmaninovs verwandt ist, hat man hat ihn den ‘russischen Brahms’ genannt, wohl wegen des nachdenklichen Charakters vieler Stücke, die selbst in virtuosen Passagen von dunkler Brillanz sind.

Laut Marc-André Hamelin, einem der besten Interpreten der Musik Nikolai Medtners, hat dieser « phänomenal fürs Klavier geschrieben, das ist unglaublich. Nichts ist da mal verlegen oder beiläufig gesetzt, die Bewegung auf den Tasten ist von perfekter Harmonie. Es ist so vollkommen, dass dagegen sogar Chopin und Liszt weniger idiomatisch erscheinen! » Aber er meint auch, dass es eine « sehr vornehme, aristokratische Musik » ist, die « nicht so einen unmittelbaren Zug hat wie Rachmaninov. Rachmaninov geht direkt auf den Hörer zu. Der Hörer aber muss auf Medtner zugehen. »

Medtner hat insgesamt 11 Skazkis komponiert, wovon zwei auf dieser Schallplatte zu hören sind. Medtner verwendete den Titel Skazka (Märchen) für kürzere Klavierstücke, die man als Phantasieerzählung bezeichnen kann, weil das Wort Märchen ihnen allein nicht gerecht wird. Bis auf das erste Stück aus dem Opus 42, Russisches Märchen, haben alle hier gespielten Stücke nur Tempo- und Dynamikbezeichnungen, wobei ein Zitat aus der Sturmszene in Shakespeares König Lear auf der Partitur von op. 35/4 steht und das ‘tempestoso’ der Bezeichnung erklärt. Die Stücke sind allerdings, das wurde immer wieder gesagt, sehr unterschiedlich in ihrer Qualität, und es bedarf schon eines ferventen Medtner-Anhängers, um sie bestmöglich zur Wirkung zu bringen. Der 70-jährige Gunnar Sama gilt als Medtner-Spezialist und hat die Phantasie, um diese Musik ganz hervorragend zu interpretieren.

Auch das restliche Programm der Sama-Produktion besteht aus Miniaturen, die im Übrigen nicht besonders stark in den Katalogen vertreten sind. Auch diese oft abstrakten Stücke bedürfen eines Pianisten, der genügend Inspiration hat, um etwas aus der Musik herauszuholen. Selbst ein Stück wie Am Amboss aus den Drei Hymnen an die Arbeit ist alles andere als deskriptive Musik.

Die Tonaufnahme ist vorzüglich, räumlich und doch sehr direkt. Der Bechstein Flügel D282 klingt sehr gut, klar und ausgeglichen.

The Russian late romantic composer Nikolai Medtner (1880-1951) is no longer forgotten, but he is not very popular either. Although Medtner’s piano music is more related to that of Sergei Rachmaninov, he has been called the ‘Russian Brahms’, probably because of the thoughtful character of many pieces, which even in virtuoso passages are of dark brilliance.
According to Marc-André Hamelin, one of the best performers of Medtner’s music, he wrote « phenomenally for the piano, that’s unbelievable. There is nothing embarrassing or casual about it, the movement on the keys is of perfect harmony. It is so perfect that even Chopin and Liszt seem less idiomatic! » But it also means that it is kind of a « very distinguished, aristocratic music » that is not so immediately appealing as Rachmaninov: « Rachmaninov approaches the listener directly. But the listener has to approach Medtner. »
Medtner composed a total of 11 Skazkis, two of which can be heard on this CD. Medtner used the title Skazka (fairy tale) for shorter piano pieces that can be described as fantasy stories, because the word fairy tale alone does not do them justice. With the exception of the first piece from Opus 42, Russian Fairy Tale, all the pieces played here have only tempo and dynamic indications. A a quotation from the storm scene in Shakespeare’s King Lear on the score of op. 35/4 explains the indication ‘tempestoso’. , It has been said again and again that the pieces are very different in their quality. Only a dedicated pianist can make them attractive. The 70-year-old Gunnar Sama is a Medtner specialist and he has the imagination to perform this music excellently.
The remaining program of the Sama production consists of miniatures, which are not very well represented in the catalogues. These often abstract pieces also require a pianist who has enough inspiration. Even a piece like ‘Am Amboss’ (At the Anvil) from the Three Hymns to Work is anything but descriptive music.
The sound recording is excellent, spatial and yet very direct. The Bechstein grand piano D282 sounds very good, clear and balanced.

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