Charles Gounod: Le Tribut de Zamora; Jennifer Holloway, Judith van Wanroij, Edgaras Montvidas, Tassis Christoyannis, Chor des Bayerischen Rundfunks, Münchner Rundfunkorchester, Hervé Niquet; 2 CDs Palazzetto Bru Zane BZ 1033; Aufnahme 01/2018, Veröffentlichung 08/2018 (141') – Rezension von Remy Franck

Das ‘Palazzetto Bru Zane’ hat eine weitere romantische Oper aus der Versenkung gezogen. In ‘Le Tribut de Zamora’ fehlt es Gounod zwar etwas an Inspiration für wirklich ‘unvergessliche’ Melodien, aber im Großen und Ganzen ist die ‘große Oper’ zumindest ab dem zweiten der vier Aufzüge recht wirksam mit großartigen Ensembleszenen, zündender Ballettmusik und vielen exotischen Farben.

Die Handlung spielt in der von Berbern besetzten Stadt Zamora: Für ausgebliebene Tributzahlungen müssen 20 junge Frauen an den Kalifen ausgeliefert werden, darunter Xaïma, die somit kurz vor ihrer Hochzeit mit Manoël von diesem getrennt wird. Mehr noch: der arabische Kommandant Ben-Saïd verliebt sich in sie. Manoël folgt der Geliebten auf den Sklavenmarkt von Cordoba, doch Ben-Saïd bietet mehr als er und ersteigert sie.

Im Harem von Ben-Saïd begegnet Xaïma der wahnsinnigen Hermosa, die in der jungen Sklavin ihre verlorene Tochter erkennt. Hermosa gelingt es, Ben-Saïd zu erstechen und weil sie als Wahnsinnige vom Koran geschützt wird, darf sie mit ihrer Tochter und deren Bräutigam nach Zamora zurückkehren.

Dass die Musik letztlich so wirksam wird, liegt vor allem am zupackenden Dirigat von Hervé Niquet. Das Orchester spielt unter seiner Leitung fulminant auf, und auch der Chor zeigt eine exzellente Leistung.

Bei den Solisten ist die amerikanische Mezzosopranistin Jennifer Holloway zuerst zu nennen. Sie kann der Rolle der Hermosa mit großartiger Stimme und packender Dramatisierung vollauf gerecht werden.

Judith van Wanroij hat die stimmliche Kraft, um die anfordernde Rolle der Xaïma zu singen, aber ihr zwangsläufig etwas scharfer Gesang ist nicht wirklich das, was man sich von einem jungen verliebten Mädchen erwartet.

Edgaras Montvidas startet als Manoël mit einer etwas nasalen Tongebung, doch im Laufe der Oper läuft er zu großer Form aus und singt freier.

Tassis Christoyannis kann seine wandungsfähige Stimme perfekt einsetzen, um die Rolle des Ben-Saïd in allen ihren Facetten glaubwürdig zum Ausdruck zu bringen.

Die Nebenrollen sind vorzüglich besetzt, so dass Gounods letzte Oper durch die phänomenale Leitung von Hervé Niquet zu einem Must für jeden Opernliebhaber wird.

Despite the lack of really memorable tunes, Charles Gounod’s last opera, Le Tribut de Zamora, is quite an opulent piece of music and comes to great effect in these highly dynamic performances under Hervé Niquet. The cast is mainly excellent too, so that the release deserves a firm recommendation.

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