Henryk Mikolaj Gorecki: Streichquartett Nr. 3 (Songs are sung), Sonate op. 10 für 2 Violinen; Tippett Quartet (John Mills, Jeremy Isaac, Violine, Lydia Lowndes-Northcott, Viola, Bozidar Vukotic, Cello); 1 CD Naxos 8.574110; Aufnahme 2+9/2018; Veröffentlichung 02/2020 (74'40) – Rezension von Uwe Krusch

Während die Duosonate für zwei Violinen noch während Goreckis Studium in Katowice entstand und ihre Nähe zu den gleichbesetzen Duos von Bartok und Prokofiev nicht leugnet, ist das Dritte Quartett aus dem Jahre 1995 in der erst 2005 geringfügig geänderten Fassung uraufgeführt worden und stellt eher eine Summe der musikalischen Entwicklung Gorecki dar.

Die beiden Geiger des Tippett Quartet stürzen sich mit Energie und Eifer in die Sonate und erreichen dadurch, dass sie ihre Qualitäten über den Charakter eines Übungsstückes hinaus entfalten kann. Obschon von Anregungen ausgehend, zeigt das Werk bereits nicht nur das eigene Idiom von Gorecki, sondern deutet auch schon seine künftige Entwicklung an. John Mills und Jeremy Isaac feilen die Akzente und Linien mit sicherem Gespür für die Reize der Musik heraus.

Erweitert um Lydia Lowndes-Northcott an der Bratsche und Bozidar Vukotic mit dem Cello entwickelt das Tippett Quartet dann die fast einstündige Landschaft des Dritten Quartetts. Trotz der Weite des Weges geraten die vier makellos aufeinander eingestellten Streicher nicht in Atemnot, sondern gestalten dieses Szenario mit Blick auf die Gesamtanlage. Doch vergessen sie dabei auch nicht, die Schönheiten am Wegesrand wahrzunehmen und uns als Hörer zu zeigen. Damit belegen sie, dass Gorecki über die auch außerhalb der Klassikzirkel bekannte dritte Symphonie hinaus inhaltsvolle Beiträge geleistet hat.

While the Duo Sonata for two violins was created during his studies and does not deny the proximity to the duos by Bartok and Prokofiev, Gorecki’s Third Quartet from 1995 (revised in 2005) is more of a sum of the musical development Gorecki went through.
The two violinists of the Tippett Quartet play the sonata with much energy, fine-tune the accents and lines with a perfect feeling for the music’s charm. The Tippett Quartet then deals with the almost one-hour landscape of the Third Quartet. The four flawlessly arranged strings do not get out of breath, but rather design this scenario with a good overall view of the work without missing to notice the beauties along the road.

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