Olivier Messiaen: Quatuor pour la fin du temps; David Krakauer: Akoka; Socalled: Meanwhile; David Krakauer, Klarinette, Jonathan Crow, Violine, Matt Haimovitz, Violoncello, Geoffrey Burleson, Klavier, Socalled, Electronics; 1 SACD Pentatone Classics PTC 5186 560; Aufnahmen 05/2007 & 9/2008, Veröffentlichung 02/2017 (63'45) – Rezension von Uwe Krusch

Das Quartett auf das Ende der Zeit von Olivier Messiaen ist eines der markantesten und wichtigsten Kammermusikstücke des letzten Jahrhunderts. Im Arbeitslager im Zweiten Weltkrieg geschrieben, bezieht es sich auf eine Passage aus der Apokalypse. Die Besetzung ist den Umständen geschuldet, also den Musikern, die ebenfalls interniert waren. Möglich wurde es allerdings auch, weil ein musiksinniger deutscher Offizier, Karl-Albert Brüll, seine schützende und unterstützende Hand über die Musiker hielt.

Dieses singuläre Meisterwerk wird gerahmt von zwei Werken, die einen Bezug dazu haben. Der Klarinettist der Uraufführung, Henri Akoka, war ein in Algerien geborener Trotzkist, der auch noch säkularer Jude war. Damit war für Krakauer der Bezug für eine eigene Komposition gegeben. Er hat ein früheres Werk als Ausgangspunkt genommen, dass dann in eine freie Improvisation mündet. Es fokussiert natürlich auf Klarinettengirlanden und intensive Phrasen, die dem Neubegründer der Klezmermusik liegen.

Am Ende steht das Werk ‘Meanwhile…’ von Socalled (Künstlername des kanadischen Klangkünstlers Joshua D. Dolgin). Die Musiker improvisieren zu eingespielten Geräuschen wie Uhrticken, Radioübertragungen, Rap-Musik, Zuggeräuschen sowie Vogelstimmen, die ja Messiaen so faszinierten und die er in Musik umsetzte.

Diese beiden Werke mit ihren quirligen und durchaus auch lebensfrohen Einsprengseln bilden einen Gegensatz zu dem religiös metaphysischen Messiaen.

David Krakauer als Klarinettist und Matt Haimowitz, der Cellist, haben sich in Kanada bei einem Klezmer-Festival getroffen und sofort eine musikalische Freundschaft begonnen. Diesen Kontakt haben sie genutzt, um diese Aufnahme zustande zu bringen. Hinzugekommen sind der Geiger Jonathan Crow, Konzertmeister in Toronto, und der Pianist Geoffrey Burleson.

Ob der Bezug der umrahmenden Stücke ohne die Kenntnis des Hintergrunds so leicht erkennbar ist, mag bezweifelt werden. Immerhin endet Akoka auf dem Ton, mit dem Messiaen beginnt.

Krakauer kann, insbesondere in seiner eigenen Komposition, seine Klezmer Erfahrungen, die ihn berühmt und beliebt gemacht haben, kunstvoll ausleben und auch die Solopassagen in Messiaen mit der passenden Intensität gestalten. Auch die ihn begleitenden Musiker, wie Haimowitz etwa im fünften Satz ‘Praise to the Eternity of Jesus’ und Crow im siebten ‘Praise to the Immortality of Jesus’ verleihen der Musik Würde und Intensität. Der Vielzahl der Einspielungen des Messiaen Quartetts wird eine weitere gute mit einem besonderen Rahmen hinzugefügt.

Messiaen’s Quartet for the End of Time is framed with two related new compositions for the same cast. Klezmer proven David Krakauer leads the intense and expressive performance of the main work as well as the accompanying smaller pieces.

 

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