Sergei Rachmaninov: Variationen über ein Thema von Chopin op. 22 + Romanzen op. 3/3 & op. 21/7 & op. 34/14 (Vocalise) & op. 38/5 (Der Traum) + Morceaux de fantaisie op. 3/3, Mélodie + Morceau de salon Op. 10/3 (Barcarolle) + Fragments op. posth. +All-Night Vigil op. 37 (V. Now Lettest Thou Depart, arr. Osokins); Georgijs Osokins, Klavier; 1 CD Piano Classics PCL10166; Aufnahmen 2017/2018, Veröffentlichung 17/05/2019 – Rezension von Remy Franck

Der 1995 geborene lettische Pianist privilegiert auf seiner Rachmaninov-CD die Atmosphäre von Ruhe und Stille. Und diese darzustellen ist er ein Berufener. Seine Anschlagskultur, seine Sensibilität und seine Nuancierungskraft bringen Licht- und Farbvariationen von unvergleichlicher Subtilität und sind entsprechend bewegend für den Zuhörer. Dabei ist das Spiel extrem klar und detailliert und wirkt auch trotz der vielen Eigenwilligkeiten und manchmal extremer Tempi nie recherchiert oder gar falsch. Die Chopin-Variationen wirken sehr natürlich im Ablauf und ungemein kohärent, denn aus der Musik spricht doppelte Liebe, die Liebe von Osokins zu Rachmaninov und die Liebe von Rachmaninov zu Chopin.

Osokins unterscheidet sich sehr von den besten Interpretationen anderer Pianisten, ob es sich dabei um Ashkenazy oder Trifonov handelt. Er ist emotionaler, dringt tiefer in die Gefühlswelt Rachmaninovs ein und entwickelt ein besonders feines Gespür für die typisch russische Melancholie der Musik, ohne sie je zu versüßen.

On his All-Rachmaninov-CD Latvian pianist Georgijs Osokins privileges the atmosphere of peace and quietness. His playing benefits from an incomparable subtlety and is accordingly moving. It is also extremely clear and detailed, and despite the many idiosyncrasies and sometimes extreme tempos, it never seems mannered or even wrong. The Chopin variations are very natural and uncommonly coherent. He displays a particularly fine feeling for the typical Russian melancholy without ever sweetening the music.

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