Sergei Prokofiev: Symphonien Nr. 3 & 7, Bournemouth Symphony Orchestra, Kirill Karabits; 1 CD Onyx 4137; 07/13 (65’08)Symphonien Nr. 1 & 2, Sinfonietta, Autumnal Sketch; Bournemouth Symphony Orchestra, Kirill Karabits; 1 CD Onyx 4139; 06/14 (79’29) – Rezension von Alain Steffen
Zuerst einmal geht ein großes Lob an die Tontechniker, die es mit diesen Onyx-Einspielungen geschafft haben, Wärme und Lebendigkeit mit digitaler Transparenz zu vermischen. Dabei entsteht ein sehr klares und präsentes Stereobild, das an die legendären Decca- und DG-Schalplatten der Siebziger- und frühen Achtzigerjahre erinnert, und hier zu einem wirklichen Hörerlebnis wird. Das wird nicht nur den Musikliebhaber, sondern auch den audiophilen Zuhörer erfreuen.
Die Freude wird verdoppelt, nein, verdreifacht, da sich das ‘Bournemouth Symphony Orchestra’ als erstklassiges Ensemble erweist, das mit einem ebenso klangprächtigen wie transparenten Spiel hundertprozentig zu überzeugen weiß und durchaus an das Niveau der renommierten Londoner Orchester heranreicht.
Die Glanztat ist natürlich auch dem ungemein versierten und werkkundigen Dirigenten Kirill Karabits zu verdanken, der die vier Prokofiev-Symphonien mit einer unbändigen Gestaltungsfreude und Interpretationskunst zu absoluten Höhepunkten führt. Dabei erreicht Prokofievs Musik eine Tiefe und Virtuosität, wie wir sie nur von den besten Interpreten her kennen. Selbst die vielgelobte Aufnahme der Berliner Philharmoniker unter Ozawa verblasst hinsichtlich der explosiven Interpretation des Gespanns Bournemouth/Karabits. Selten zuvor habe ich diese Musik so packend und authentisch gehört, wie in diesen Aufnahmen, bei denen insbesondere Karabits‘ Interpretationen der 2. und 7. Symphonie neue Perspektiven eröffnen. Aber auch die klassische Erste begeistert durch dynamische Feinheiten und eine kecke Spontaneität, genauso wie die 3. Symphonie mit ihrer harschen Sprache den Hörer in ihren Bann zieht, weil Karabits hier nicht so die postromantischen Züge, sondern viel eher das moderne Potenzial herausarbeitet.
An outstanding conductor, an excellent orchestra and a stunning sound quality: the new Prokofiev cycle from Bournemouth has everything to create unrestricted enthusiasm.
