Joseph Haydn: Sämtliche Klaviertrios Vol. 1; Klaviertrios H15 Nr. 7, 10, 18, 24, 26, Johannes Julius Fischer: One Bar Wonder (H15 Nr. 7 remixed); Trio Gaspard (Jonian Ilias Kadesha, Violine, Vashti Mimosa Hunter, Cello, Nicholas Rimmer, Klavier); 1 CD Chandos CHAN 20244; Aufnahme 08.2021, Veröffentlichung 07.2022 (70'28) – Rezension von Uwe Krusch

Das Trio Gaspard hat die Einspielung aller Klaviertrios von Joseph Haydn als Ziel angesetzt. Diese erste Ausgabe zeigt gleich die diversen Rahmendaten, die sich das Ensemble gesetzt hat. Sie spielen auf modernem Instrumentarium, also auch mit einem Klavier. Die historische Lesart lassen sie trotzdem einfließen. Außerdem legen sie die Werke programmatisch und nicht chronologisch oder in Serien kombiniert vor. Und schließlich haben sie zeitgenössische Komponisten beauftragt, jeweils zu einem Trio ein kurzes Werk zu schreiben, dass einen aktuellen Blick hinzufügt.

In diesem Fall hat das Johannes Julius Fischer getan, der mit One Bar Wonder das Ritornell aus dem Andante von Haydns Trio in D-Dur, HOB: XV:7, genutzt hat. Während Haydn die simple Wendung fast ohne kompensatorische Entwicklung verwendet, nimmt Fischer diese Floskel, um sie in einer Endlosschleife zu präsentieren, die sich mit leichten Veränderungen immer weiter entwickelt und sich so von Haydn entfernt. Dieses Stück entfaltet sich mit einer ebenso penetranten wie zutiefst witzigen Energie, die im Endeffekt nach fünf Minuten ein Lächeln beim Zuhören hervorzaubert.

Das Gaspard Trio misst den Werken von Haydn eine große Bedeutung bei, die sich in ihrer langjährigen Beschäftigung ergeben hat. Sie vertreten, sicher nicht zu Unrecht, die Meinung, dass es sich um ausgefeilte Stücke handelt, die nicht nur als Einspielstücke gesehen werden sollten. Diese Sicht stellen sie mit lebendig frischen Interpretationen zur Diskussion. Dabei gestalten sie den Klang so ausgewogen, dass eine herausragende Stellung des Klaviers vermieden wird. Wenn auch insbesondere der Cellopart oft nur eine verdoppelnde Stütze der Klavierlinie ausmacht, so werden die Streicher hier gleichberechtigt im Hörbild gezeigt. Damit erzielen sie eine fein austarierte eng verzahnte Wirkung, die das Miteinander der drei Musiker hören lässt. Dabei geben sie den Stücken einen inspiriert unmittelbaren Impuls, der die Musik als quicksilbrig inspiriert erscheinen lässt und jeden akademisch nüchternen Ansatz weit von sich weist. Mit solcher Freude mag Haydn selber seine Werke gedacht haben.

The Gaspard Trio has set as its goal the recording of all piano trios by Joseph Haydn. This first edition immediately shows the diverse characteristics of this project. They play on modern instruments, including a piano. Nevertheless, they allow the historical reading to flow in. Moreover, they present the works programmatically and not chronologically or combined in series. And finally, they have commissioned contemporary composers to write a short work for each trio that adds a contemporary perspective.

In this case, Johannes Julius Fischer has done just that, using « One Bar Wonder » as the ritornello from the Andante of Haydn’s Trio in D Major, HOB: XV:7. While Haydn uses the simple phrase with almost no compensatory development, Fischer takes this phrase to present it in an endless loop that continues to develop with slight changes, moving away from Haydn. This piece unfolds with an energy that is as penetrating as it is deeply funny, the end result of which is to make listeners smile after five minutes.

The Gaspard Trio attaches great importance to the works of Haydn, a result of their many years of study. They take the view, certainly not without reason, that these are polished pieces that should not be seen merely as one-offs. They put this point of view up for discussion with lively fresh interpretations. In doing so, they shape the sound in such a balanced way that a prominent position of the piano is avoided. Even if the cello part in particular often only doubles the piano line, the strings are shown here as equals. In this way, they achieve a finely balanced, closely interlocked music that allows the profitable coexistence of the three musicians. In doing so, they give the pieces an inspiredly immediate impulse that makes the music seem quicksilver inspired and rejects any academically sober approach. Haydn himself may have thought of his works with such joy.

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