Ivan Boumans

Weitaus besser als Ivan Fisches Interpretation der Eroica vom Vortag war Christoph Königs Interpretation der 5. Symphonie von Beethoven, weil dynamischer, mitreißender und spannender. Das fand unser Mitarbeiter Alain Steffen, der das Auftakt-Konzert der neuen Solistes Européens Luxembourg-Spielzeit in der Philharmonie besucht hat.

Zusammen mit den seinen exzellenten Musikern ließ König dieses Werk unwahrscheinlich rasant und akzentreich erklingen. Die Soli kamen klar zur Geltung, die verschiedenen Instrumentengruppen wie Cellogruppe, Holz- und Blechbläser durften glänzen und in auch in Sachen Klangbalance blieb das Spiel der SEL mustergültig. Eine musikalisch wie musikantisch hochkarätige Aufführung, bei der man  den Eindruck hatte, als hätten die Musiker sich hier unbedingt freispielen müssen, was vielleicht dem fordernden Klavierkonzert von Ivan Boumans anzurechnen war.

Boumans’ Konzert Deconstructing love ist dreisätzig angelegt und beginnt mit einem Tristan-ähnlichen Akkord, der so  bereits das Thema als recht konfliktreich einführt. Und in der Tat ist der erste Satz ein Satz des Suchens. Fast fragmentartig entwickeln sich immer neue Ideen, der Komponist scheint hin- und hergerissen, schöne Themen gibt es hier kaum, die Musik wirkt zwanghaft, düster und alles andere als harmonisch. Mit dem zweiten Satz kehrt dann eine etwas positivere Grundstimmung ein; das Klavier beginnt mit einer hellen, an Ravel erinnernden Melodie. Der Satz ist eher ruhig, von bildhaften impressionistischen Farben, aber immer intensiv und ansprechend. Im dritten Satz geht Boumans die Liebe von ihrer wissenschaftlich-chemischen Seite an und lässt die Musik schneller und rhythmisch prägnanter erklingen. Das Werk ist mit seinen 25 Minuten Spieldauer optimal ausgelotet, es gibt keine leeren Momente, die konsequente und ansprechende, aber nie einfache Sprache Boumans lässt dieses Werk zu einem Juwel der luxemburgischen Neue Musik-Szene werden. Jean Muller begeisterte wie immer mit spieltechnischer Brillanz und einem in allen Punkten ausgeglichenen, dem Werk hundertprozentig verpflichteten Spiel.

Das dritte Werk, Chinese Folk Songs von Zhou Long (*1953) präsentierte eine nette, gefällige, aber sonst kaum erwähnenswerte Musik. Und da das Konzert unter dem Leitmotiv ‘Europe meets China – zum Zweiten’ stand, spielten sowohl Jean Muller als auch die SEL zum Schluss eine chinesische Zugabe.

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