Tenebre; Bryce Dessner: Aheym + Skrik + Lachrimae + Tenebre; Ensemble Resonanz; 1 CD Resonanzraum RRR 002; Aufnahme 2018/2019, Veröffentlichung 10/2019 (58'44) – Rezension von Uwe Krusch

The National ist eine amerikanische Rockband aus Cincinnati, Ohio, 1999 gegründet. Das Bandmitglied Bryce Dessner, Gitarrist, Keyboarder und Songwriter der Band, komponiert auch klassisch. So hat er Aheym geschaffen, sein erstes Streichquartett für das Kronos Quartet. Dessner hat davon und von anderen Werken Fassungen für Streichorchester entwickelt, die das Ensemble Resonanz vorträgt. Die den Kronos eigene Herangehensweise, immer verstärkt zu agieren, hat das Ensemble Resonanz nicht übernommen. Aber durch die mehrfache Besetzung der Stimmen wird dieser Unterscheid mehr als wettgemacht, da sie sich mit mindestens der gleichen Energie in das Unterfangen einbringen und so auch einen höchst intensiven Eindruck erzeugen. Dabei hilft sicherlich auch die überbordende rhythmische Energie von Aheym.

Im Unterschied dazu hat das dem Album den Namen gebende Tenebre eine spirituell wirkende Natur. Den Abschluss bildet seine erste Komposition für Streichorchester, Lachrimae. An vorletzter Stelle erklingt das Streichtrio Skrik. Mit dieser Bandbreite stellt sich Dessner zwischen europäische und amerikanische Musik sowie zwischen Tradition und Avantgarde. Doch damit sitzt er nicht zwischen den Stühlen, sondern markiert seinen eigenen Standort.

Einen ebenso markanten Standpunkt nimmt das Ensemble Resonanz, ein Residenzorchester in der Elbphilharmonie, ein. Ohne festen Leiter, aber punktuell in Zusammenarbeit mit namhaften Künstlern, entwickeln sie ohne Ängste Programme und Aktivitäten über stilistische Grenzen. So finden sie auch zu der Musik von Dessner einen vibrierenden persönlichen Zugang, den das 18-köpfige Kammerorchester mit mitreißender Intensität und perfekter Präzision zu einem Hörerlebnis erste Güte werden lässt.

Bryce Dessner, a member of the American rock band The National also composes classically. Ensemble Resonanz is performing three works for string orchestra and a string trio. With much energy their playing is highly intense, an impression to which the exuberant rhythmic energy of Aheym is certainly contributing. Tenebre, on the other side, is a rather spiritual work. With the broad spectrum of his four pieces, Dessner marks his own position somewhere between European and American music as well as between tradition and avant-garde. So he turns out to be a rewarding an interesting figure, especially when his music is so well served as by Resonanz.

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