Franz Schubert: Klaviersonaten D 664 & D 958 - Ludwig van Beethoven: Variationen c-Moll WoO 80; Can Cakmur, Klavier; # BIS 2750; Aufnahmen 03.2023, Veröffentlichung 15.08.2025 (65'04) - Rezension von Remy Franck ** (For English please scroll down)

Der Pianist Can Cakmur überrascht im ersten Satz der Sonate D 664 mit einer großen Bandbreite von Stimmungen und Gefühlen, die jede Äußerung von Zärtlichkeit und Glück als flüchtig erscheinen lassen. Nach einem bewegend verinnerlichten Andante finden wir dieses Gehen und Zögern auch im Finale wieder. Die Gefühlsschwankungen in diesem Satz hat man nicht oft so deutlich mitbekommen.

Beethovens 32 Variationen erklingen zupackend und hoch virtuos, aber auch mit spannenden Nuancen in einem immerzu sehr lebendigen und kommunikativen Spiel. Es finden sich hier ähnlich starke Gefühlswallungen wie bei Schubert, nur dass man diese in diesen Variationen nie derart wahrgenommen hat. Was bei Cakmur ganz natürlich in den musikalischen Fluss eingebettet ist, wirkt bei Barenboim etwa aufgesetzt und mitunter pathetisch.

In der Sonate in c-Moll stellt Cakmur dank des Farbenreichtums, der großen Dynamik und der Unerbittlichkeit seines Spiels die Dramatik und die Brüchigkeit der Musik sehr gut heraus. Er bringt Details zur Geltung, die aufhorchen lassen. Er lässt sich genug Zeit, um in die Tiefe dieser Musik vorzudringen, was seinem Adagio einen besonders bewegenden Charakter gibt.

Dem Menuett gibt er eine intensive Aussagekraft. Im letzten Satz bündelt er sein ganzes Wissen um Schubert und macht daraus einen kontrastreichen, weitgehend rastlosen Satz, der zunehmend an Kraft gewinnt, aber nie die auftrumpfende Kraft und Entschlossenheit zeigt, die andere Interpreten diesem Stück gegeben haben. Die Musik wirft somit die vielen Fragen auf, die Schubert sich immer wieder gestellt hat und auf die er letztlich nie eine definitive Antwort bekam.

In the first movement of Sonata D 664, pianist Can Cakmur surprises us with a wide range of moods and emotions, making every expression of tenderness and happiness seem fleeting. After the moving and introspective andante, this hesitation and uncertainty reappear in the finale. The emotional swings in this movement are rarely heard so clearly.

Beethoven’s 32 variations are gripping and highly virtuosic, with exciting nuances in a performance that is lively and communicative. There are similarly strong surges of emotion as in Schubert, though one has never perceived them in this way in these variations before. In comparison, what seems quite natural in Cakmur’s musical flow seems somewhat artificial and melodramatic at times with Barenboim.

In the Sonata in C minor, Cakmur’s richly colored, highly dynamic, relentless performance effectively conveys the music’s drama and fragility. He highlights details that make you sit up and take notice. He takes enough time to delve into the depths of the music, giving his Adagio a particularly moving character.

He gives the Minuet an intense expressiveness. In the final movement, he draws on his extensive knowledge of Schubert, creating a contrasting, restless piece that grows in power, though it never displays the triumphant strength and determination that other interpreters have brought to this piece. Thus, the music raises the many questions that Schubert asked himself again and again, to which he ultimately found no definitive answer.

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