Fabian Müller: Cellokonzert + Gayatri-Rhapsodie + Intrada + Nachtgesänge; Malena Ernman, Mezzosopran, Pi-Chin Chien, Cello, Philharmonia Orchestra, David Zinman; 1 CD Ars Produktion 38 605; Aufnahme 04.2001, Digital-Veröffentlichung 01.2022 (61'23) – Rezension von Uwe Krusch

Die Musik des aus der Schweiz stammenden Komponisten Fabian Müller zeugt von einer sehr eigenen Sicht, die zwar impressionistische Vorbilder kennt, aber doch immer ihren eigenen Weg findet. Dabei bleibt die Ausdrucksweise tonal gebunden. Die hier vorgestellten Werke bleiben auch einem etwas bedeckten Gestus treu, denn übersprudelnde Freude zur Schau zu stellen ist nicht ihr Ziel. Lediglich das Cellokonzert überschreitet mit rhythmisch prägnantem Voranschreiten diesen Korridor.

Textbezogene Werke stellen Besonderheiten in Müllers Schaffen dar, da er von der absoluten Musik kommt. Insofern kann eine Annäherung an außermusikalische Bezüge wie Texte nur als gedankliche Anknüpfung gesehen werden und nicht als minutiöse handwerkliche Vorgabe.

Die Nachtgesänge zu Texten von Hermann Hesse strömen einen leichten sommerabendlichen Duft, der in einer schwebend dünnen Textur zum Ausdruck kommt. Das Cellokonzert bietet für Müller einen doppelten persönlichen Zugang, als er selber von diesem Instrument kommt und es für seine Frau Pi-Chin Chien geschrieben hat, die es auch interpretiert. In der Gayatri-Rhapsodie hat Müller das Sanskrit-Gebet für einen klaren Geist vertont. Bei Intrada lässt der Titel auf eine festliche Musik schließen, aber auch hier entscheidet sich diese für einen mystisch geprägten Weg.

David Zinman und das Philharmonia Orchestra verfügen über alle handwerklichen und intellektuellen Voraussetzungen, um diese intensiven Ausdruckswelten zu modellieren und eine kraftvolle Musik abseits eingängiger Plakativität zum Klingen zu bringen.

Malena Ernman, deren Tochter Greta Thunberg ab und zu in den Nachrichten ist, lässt den abendlichen Hauch der fünf Nachtgesänge artikuliert und mit sorgfältiger Linienführung ihren Reiz entfalten.

Pi-Chin Chien gibt dem Solo des einsätzigen Cellokonzerts Intensität und Beweglichkeit, die dieses Werk erfordert und vermittelt damit den Charme der Komposition.

The music by Swiss composer Fabian Müller testifies to a very individual view, which knows impressionist models, for example, but always finds its own way. At the same time, the mode of expression remains tonally bound. The works presented here also remain true to a somewhat overcast gesture; flaunting exuberant joy is not their goal. With rhythmically concise progress only the Cello Concerto uses this corridor.
Text-related works represent peculiarities in Müller’s oeuvre, since he comes from absolute music. In this respect, an approach to extra-musical references such as texts can only be seen as an intellectual link and not as a meticulous technical specification.
The Nachtgesänge to texts by Hermann Hesse exude a light summer evening fragrance, expressed in a floatingly thin texture. The Cello Concerto offers a double personal approach for Müller, as he himself comes from this instrument and wrote it for his wife Pi-Chin Chien, who also plays it in this recording. In the Gayatri Rhapsody, Müller has set to music the Sanskrit prayer for a clear mind. In Intrada, the title suggests festive music, but here, too, it opts for a mystically influenced path.
David Zinman and the Philharmonia Orchestra have all the craftsmanship and intellect to model these intense worlds of expression and bring to life powerful music beyond catchy placativeness.
Malena Ernman, whose daughter Greta Thunberg often makes the news today, allows the evening breeze of the five Nachtgesänge to unfold its charm articulately and with careful lines.
Pi-Chin Chien gives the solo of the one-movement Cello Concerto the intensity and agility this work demands, conveying the composition’s charm.

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