Jean Sibelius: Violinkonzert op. 47; Piotr Tchaikovsky: Violinkonzert op. 35; Lisa Batiashvili, Violine, Staatskapelle Berlin, Daniel Barenboim; 1 CD Deutsche Grammophon 479 6038; Aufnahmen 06/2015 & 07/2016, Veröffentlichung 11/2016 (70'11) – Rezension von Uwe Krusch

Zwei Schlachtrösser der Violinliteratur, dargeboten von herausragenden Interpreten. Muss man darüber noch schreiben? Ja, man muss. Denn die großen Namen haben oft genug schon darüber hinweg getäuscht, dass dann doch ein enttäuschendes Ergebnis zustande kam. Das ist hier allerdings nicht der Fall.

Zunächst sei erwähnt, dass es sich um Studioaufnahmen nach den alljährlichen Open Air-Konzerten ‘Staatoper für alle’ auf dem Berliner Bebelplatz handelt, die 2016 zum zehnten Mal stattfanden.

Was ist an dieser Aufnahme besonders? Sowohl Batiashvili als auch Barenboim verfolgen einen Ansatz, der gerade die Literatur des 19. Jahrhunderts mit einem, vielleicht kann man sagen, nüchternen Ansatz betrachtet und nicht in der Aufführungstradition verharren will. Vielmehr versuchen sie, unbeeinflusst auf die Noten zu sehen und auch die Umstände der Entstehung eines Werkes für die Interpretation einzubeziehen. Ob man dann wirklich immer frei ist und nicht doch die bekannten Lösungen im Hinterkopf oder gar im Ohr hat, sei dahingestellt.

Auf alle Fälle gelingt der Solistin und dem Dirigenten eine entschlackte Darstellung, die damit punktet, dass sie kein ständiges Virtuosentum pflegt, sondern durchaus die ruhigen, nachdenklichen Seiten genießt. Beide Werke werden geradlinig und einfach geschmackvoll interpretiert. Bemerkenswert ist auch, dass beide Werke auf gleich gutem Niveau erklingen, so dass die CD vom ersten bis zum letzten Ton genossen werden kann.

Zu guter Letzt noch ein Wort zum Orchester. Das tritt bei Solokonzerten, auch wenn ein Pultstar dirigiert, gerne in den Hintergrund. Die Staatskapelle Berlin sollte man jedoch nennen. Sie hat sich zu einem außerordentlich klangschönen und sensibel agieren Klangorganismus entwickelt und darf hier ruhig gelobt werden.

Violinist Batiashvili, Staatskapelle Berlin and conductor Barenboim are remarkable performers in two well-known violin concertos. They do not look primarily for bright virtuosity, but want to show the music’s intrinsic values in a generally more relaxed and stylish account of both works. Beautiful music-making!

 

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