Zum Jubiläumsjahr 2020 bietet das Beethovenfest Bonn neben seiner traditionellen Spielzeit im Herbst eine zweite Saison im Frühjahr an. Intendantin Nike Wagner stellt natürlich auch in diesem Jubeljahr das Werk Beethovens in den Mittelpunkt, « sowie musikalische und künstlerische Werke, die dem Geist Beethovens bis in die heutige Zeit verpflichtet sind ».
Das erste Beethovenfest 2020 ist vom 13.- 22. März den Symphonien vorbehalten und wird sicherlich ein heftig diskutierter Auftakt sein: Der griechisch-russische Dirigent Teodor Currentzis, mittlerweile als ‘enfant terrible’ unter den Dirigenten gleichermaßen gefeiert wie umstritten, wird den Zyklus aller neun Symphonien in Bonn präsentieren, zusammen mit dem Orchester ‘musicAeterna’ der Oper Perm, die er seit 2011 leitet.
Vom 6.9. – 29.9. findet dann der sogenannte ‘Europäische Zyklus’ statt. Fünf bedeutende europäische Komponisten der Gegenwart wurden gebeten, auf ein Beethoven-Werk ihrer Wahl mit einer neuen Komposition zu reagieren. « Fünf exemplarische Werke sind entstanden, jeweils mit Beethoven ‘im Hinterkopf’, heißt es in Bonn: « Auf ihre Weise bilden diese neuen Werke nun selber eine Reihe, die uns über den Stand des Komponierens im Europa unserer Tage unterrichtet. »
Diese fünf Werke werden in enger zeitlicher Abfolge erklingen. Dafür sorgen fünf Orchester aus den jeweiligen Herkunftsländern der Komponisten, große Ensembles aus Österreich, Frankreich, Italien, Deutschland und Russland. Hinzu kommen große späte Werke der ‘alten’ Meister, ebenfalls länderspezifisch. Mozart ist mit seinen beiden letzten Symphonien dabei, mit der ‘Symphonie fantastique’ von Hector Berlioz erklingt das große Künstlerepos der Romantik, in Verdis Chorzyklus ‘Quattro Pezzi Sacri’ geht es um letzte Dinge, und von Brahms und Tchaikovsky kommen die letzten Symphonien zu Gehör – beide Ausdruck der tiefen Verehrung für das große Vorbild und revolutionäre Genie aus Bonn.
Eine Begegnung der besonderen Art wird das Konzert mit Kent Nagano und ‘Concerto Köln’ am 21. August 2020 im Kölner Dom mit Beethovens ‘Missa Solemnis’ op. 123 und dem ‘Gesang der Jünglinge’ von Karlheinz Stockhausen.
Symphonische Höhepunkte setzt das Beethovenfest Bonn 2020 durch namhafte Orchestereinladungen beispielsweise an das ‘Bayreuther Festspielorchester’, das ‘Pittsburgh Symphony Orchestra’ mit Anne-Sophie Mutter, das Kammerorchester Basel, das Ungarische Nationalorchester oder die ‘Bamberger Symphoniker’.
Im Festivaljahrgang 2020 wird ein dramaturgischer Schwerpunkt auf dem Opernstoff der ‘Leonore’ liegen. Neben einer Fidelio-Produktion des Theater Bonn erwartet das Publikum drei Opern der Beethoven-Zeitgenossen Pierre Gaveaux, Fernando Paer und Johann Simon Mayr, die ebenfalls Leonoren-Opern geschrieben haben. Das Salzburger Marionettentheater ergänzt diese Reihe um einen ‘Fidelio en miniature’ als Puppenspiel.
Alle Symphonien Beethovens in den Klavierfassungen von Franz Liszt stellen einen besonderen Kontrapunkt zu dem Symphonienzyklus im März 2020 dar. Einige Pianisten werden die neun Symphonien unter sich aufteilen. Da ist der ‘stürmische Poet’ Boris Bloch, der in Odessa geboren wurde und inzwischen in seiner Wahlheimat Deutschland lebt, Konstantin Scherbakov, ebenfalls Russe, bekannt geworden als Gewinner des polnischen Chopin-Wettbewerbs, außerdem der vielfach preisgekrönte Deutsche Hinrich Alpers und der französisch-zypriotische Pianist Cyprien Katsaris, in dessen Repertoire Liszt seit jeher eine Sonderstellung einnimmt.