Bela Bartok: Konzerte für Violine und Orchester; Renaud Capuçon, Violine, London Symphony Orchestra, Franois-Xavier Roth; 1 CD Erato 01902095 708078; Aufnahmen 10/2017, Veröffentlichung 03/2018 (60'11) – Rezension von Uwe Krusch

Einerseits ist es ganz natürlich, die beiden Violinkonzerte eines Komponisten auf einer CD zusammen einzuspielen. Andererseits sind diese beiden Werke grundverschieden, so dass ihre Kombination auch Gefahren bergen kann, nämlich dann, wenn es nicht gelingt, diese voneinander abweichenden Gestaltungen entsprechend darzustellen.

Ist das erste Konzert früh entstanden und noch von spätromantischen Klangwelten geprägt, wurde das zweite von Bartok spät komponiert. Es zeigt seinen ausgeprägten Personalstil und ist als das bedeutendere der beiden Werke zu sehen. Das erste war wahrscheinlich auch zu sehr durch seine unerwiderte Liebe zu der ungarischen Geigerin Stefi Geyer geprägt, als dass es einfach nur kompositorische Größe entfaltet.

Das ‘London Symphony Orchestra’ stellt wieder einmal seine beeindruckenden technischen und musikalischen Möglichkeiten unprätentiös heraus. Insbesondere die Holzbläserakkorde überzeugen mit superb gespieltem und abgestimmtem Klang.

Als eigentliche Gestalter werden natürlich der Solist Renaud Capuçon und der Dirigent François-Xavier Roth angesehen. Beim ersten Konzert gelingt das auch überzeugend. Die satten Farben der Spätromantik à la Strauss erleben eine glutvolle Widergabe. Beim zweiten Konzert setzt sich dieser Stil weiter fort. Dabei sollte dieses Werk aber doch anders klingen, eben nur noch nach Bartok.

Natürlich haben wir hier mal wieder einen Fall des Mäkelns auf hohem Niveau. Capuçons Spiel ist phänomenal, schlank und fein. Aber bei dieser Interpretenkombination hätte der Rezensent eben noch mehr erwartet. Das wurde dann leider nicht ganz verwirklicht. Verglichen mit anderen Interpretationen wirken die Werke irgendwie auch ein wenig zu intensiv

The early and the late violin concerto of Bela Bartok are basically worth to be combined on one CD. While the first one still uses a late romantic tone language, the second is pure Bartok. Capuçon and Roth find a marvelous access to the first work, but keep the second one to close to the first. Thus, the necessary contrast between both concertos is missing.

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