Grigory Sokolov spielt Beethoven, Scriabin und Arapov; Mikhail Vaiman, Violine, Nikoay Moskalenko, Schlagzeug, Chamber Orchestra of the Leningrad State Philharmonic Society, Alexander Dimitriev; 2 CDs Melodyia MEL CD 10 02240; 1972-1988 (71’17, 58’42) – Rezension von Alain Steffen

« Es gibt viele gute Pianisten, aber es gibt nur einen Grigory Sokolov. » Das ist nur einer der Slogans, der die einmalige Persönlichkeit dieses russischen Pianisten beschreiben. Einer der besten Kunstgriffe eines Künstlers, um Kultstatus zu erlangen, ist sich ab einem gewissen Punkt der Karriere auf den Konzertpodien rar zu machen. Das gelang Carlos Kleiber (mit seinem sehr beschränkten Repertoire) und das gelingt auch Sokolov mit seinen selten außergewöhnlichen Programmen.

Ob Sokolov nun wirklich der Ausnahmepianist ist, als der er vermarktet wird, mag jeder für sich entscheiden. Ohne Zweifel gehört er aber zu den besten und integersten Künstlern der Gegenwart. Und, ja, es stimmt, seine Konzerte besitzen immer den Hauch des Außergewöhnlichen.

Die Einspielungen der drei Beethoven-Sonaten Nr. 7, 27 und 32 stammen von 1974 (Nr.7) und den späten Achtzigerjahren. Sie zeigen einen Pianisten, der einerseits mit jugendlicher Frische (Nr. 7) und einer gewissen Abgeklärtheit (Nr. 27 & 32) an Beethoven herangeht, immer aber einen eigenen Stil besitzt, der ganz deutlich der russischen Schule verpflichtet ist. Und diesen Stil hören wir auch heute noch in Sokolovs Spiel, ohne, dass er versucht, modischen Trends zu folgen. Vielleicht ist es gerade das, was Sokolovs Aufnahmen heute so unnachahmlich macht. Er ist heute wahrscheinlich der letzte Pianist, in dessen Spiel die russische Schule so präsent ist.

Exzellent ist auch die 1972 entstandene 3. Sonate von Scriabin, die von der gleichen impulsiven Kraft lebt, wie die Sonate Nr. 7 von Beethoven. Interessant sind Boris Arapovs 2. Klaviersonate und sein Konzert für Violine, Klavier, Schlagzeug und Kammerorchester, das etwas langweilig von Alexander Dmitriev dirigiert wird.

Insgesamt haben wir es also hier mit einem wertvollen Sokolov-Dokument zu tun, das nicht nur die Anhänger des russischen Meisterpianisten interessieren dürfte. Klanglich ist die Melodyia-Produktion allerdings nicht konkurrenzfähig. Das Remastering ist nicht zufriedenstellend, wobei es natürlich sein kann, dass die Ursprungsbänder aus Sowjetzeiten in besonders schlechtem Zustand waren.

These early Grigory Sokolov recordings show him as one of the last representatives of the great Russian piano school. The sound quality of the recordings is, alas, rather poor.

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