Fritz Brun: Complete Orchestral Works; Claudius Herrmann, Cello, Tamas Nemec, Adrian Aeschbacher, Klavier,  Bernadett Fodor, Mezzospran, Moscow Symphony Orchestra, Bratislava Symphony Orchestra, Bratislawa Symphony Choir, Adriano, Studio-Orchester Beromünster, Fritz Brun, Collegium Musicum Zürich, Paul Sacher; 11 CDs Brilliant 95784; Aufnahmen 1946-2015, Veröffentlichung 05/2019 -Rezension von Alain Steffen

Kennen Sie den Schweizer Komponisten Fritz Brun? Nein? Dann legen Sie sich unbedingt diese 11 CDs starke Box mit seinen sämtlichen Orchesterwerken zu. Brun lebte von 1858 bis 1959 und schrieb u.a. 10 Symphonien. Seine Musiksprache ist vielseitig und eigenständig, wenn man auch regelmäßig die Einflüsse von Schumann und Bruckner merkt. Trotzdem entwickelt Brun seine Einfälle sorgsam, so dass wir in seiner Musik mal leichte Gestik, mal augenzwinkernden Scherz oder mal dramatisch-expressiven Ausdruck finden. Ergänzt werden die 10 entdeckungswerten Symphonien von Orchesterliedern, Chorwerken, einem Klavier und einem Cellokonzert, sowie anderen orchestralen Einzelwerken. Wir empfehlen diese Box allerdings in erster Linie wegen der an sich originellen Musik, die sehr oft hellhörig macht, allerdings nicht die Qualität besitzt, um sich einen Platz im Repertoire zu sichern.

Auf interpretatorischem Plan wäre sicher noch eine Menge Luft nach oben gewesen. Der Schweizer Dirigent Adriano dirigiert geradlinig und sicher, ohne aber die Raffinessen heraus zu kitzeln, die Bruns Musik zusätzlich verdient hätte, oder gar die Orchester zu einem dynamischen, lebendigen Spiel anzufeuern. Und so spielen die Musiker des Moscow Symphony Orchestra und des Bratislava Symphony Orchestra dann  auch quasi nur vom Blatt, ohne sich sonderlich viel Mühe zu geben oder gar vom Dirigenten herausgefordert zu werden. Viel zu zahm, viel zu trocken und ohne jeglichen Anflug von Brillanz erwartet den Hörer so nur eine recht bescheidene Interpretation.

Die Aufnahmequalität ist wie das Spiel der beiden Klangkörper ebenfalls  mittelmäßig und vermag an keiner Stelle der Klangwelt von Bruns Musik wirklich gerecht zu werden. Interessant und interpretatorisch viel besser sind die zusätzlichen Aufnahmen der 8. Symphonie mit dem Studio-Orchester Beromünster unter Fritz Brun und der Variationen für Streichorchester & Klavier über ein eigenes Thema mit Adrian Aeschbacher am Klavier und dem  Collegium Musicum Zürich unter dem legendären Paul Sacher. Beides sind historische Aufnahmen aus dem Jahre 1946. Alles in allem aber macht diese Box Spaß, weil der Hörer wirkliches Neuland im Sinne der großen romantischen Tradition entdecken kann.

Swiss composer Fritz Brun (1858 – 1959) wrote 10 symphonies and a lot of other works. His musical language is versatile and independent, although one regularly notices the influences of Schumann and Bruckner. We recommend this box, primarily because of the original music, even though the performances conducted by Adriano are far too tame and dry. The additional recordings of the 8th Symphony with the Studio Orchestra Beromünster under Fritz Brun and the Variations for String Orchestra & Piano with Adrian Aeschbacher and the Collegium Musicum Zurich under the legendary Paul Sacher are interesting and much better in terms of interpretation. Both are historical recordings from 1946. All in all, however, this box is fun because of Brun’s nearly unknown music.

  • Pizzicato

  • Archives