Claude Debussy: Six épigraphes antiques; Albert Roussel: Bacchus et Ariane Suiten; Francis Poulenc: Les Biches (Suite); Orchestre de la Suisse Romande, Kazuki Yamada; 1 SACD Pentatone Classics PTC 5186 558; Aufnahmen 10/2015, Veröffentlichung 8/2016 (53'57) – Rezension von Uwe Krusch

Nicht alle Lebenswege sind direkt und ausschließlich von der Musik geprägt. Albert Roussel, der als kleines Kind Waise wurde, hatte neben der Musik ein weiteres Interesse, das ihn in seinen Bann zog. Er war dem Meer verbunden und ließ sich zunächst an der Marineschule zum Leutnant ausbilden. Auch auf seinen Schiffsreisen, die ihn bis nach Ostasien führten, blieb er der Musik treu, indem er sich im Selbststudium die Harmonielehre aneignete. Sein Schaffen lässt sich in den impressionistischen Beginn, die mittlere Phase mit asiatischen Einflüssen und die späte neoklassizistische Epoche einteilen, in der er innovative Impulse setzte. Letzterer entstammen die beiden Suiten zu ‘Bacchus et Ariane’, die neben seiner vierten Symphonie wohl zu seinen bedeutendsten Kreationen zählt.

Zunächst als Musik zu experimentellem Theater geschaffen, wurden später die Suiten für den Konzertsaal extrahiert. Dem zugrundeliegenden Mythos von Bacchus, der sich auf der Insel Naxos in Ariadne verliebt und sie heiratet, entnimmt Roussel die Ideen, um geheimnisvoll changierende, liebevoll beschwörende, dionysische Musik zu schaffen, die in einem wilden Bacchanal mündet.

Der bekannteste der drei hier versammelten Komponisten ist sicherlich Claude Debussy. Seine sechs ‘Antiken Inschriften’ sind Teil der auch von ihm geführten Auseinandersetzung mit der Antike. Ursprünglich als Schauspielmusik zu altgriechischen Gedichten der Kurtisane Bilitis verfasst, wählte er später die Hälfte der Stücke für dieses Werk aus und bearbeitete es für Klavier zu vier Händen. Die exotischen Themen bilden den Rahmen für eine Folge ritueller Charaktere, die er in einen farbigen klangvollen Klaviersatz umsetzte. Die Orchestration wurde erst nach Debussys Tod vom Dirigenten Ernest Ansermet vorgenommen. Sie zeichnet sich durch Dialoge sowie viele Wechsel zwischen großen und kleinen Formen oder zwischen Instrumentengruppen aus.

Der dritte Komponist, Francis Poulenc, erhielt für die Komposition ‘Les Biches’ große Anerkennung. Ebenfalls als Ballett entworfen, untermalt die Musik die erotisch freie Stimmung in einem Salon der 1920er Jahre. Der Hintersinn des Titels ‘Die Hirschkühe’ findet sich ja später im Kontext einer bekannten Männerzeitschrift wieder. Poulencs Stil ist ein sehr persönlicher, aber man erkennt Bezüge an das französische Lied im 18. Jahrhundert, an Mozart und Stravinsky, aber auch moderne Einflüsse wie Mazurka und Rag.

Der 37-jährige japanische Dirigent Kazuki Yamada, der mittlerweile in Berlin lebt, ist seit vier Jahren ‘Principal Guest Conductor’ des ‘Orchestre de la Suisse Romande’. Zusammen gelingt ihnen eine wirkungsvolle Darstellung der Ballettcharaktere. Die gemeinsamen französischen Wurzeln werden genauso deutlich wie die Unterschiede in den persönlichen Kompositionsweisen. Das Ballett von Poulenc hinterlässt den spritzigsten Eindruck, was am lebensnahesten Sujet liegen mag. Insgesamt hätte man sich noch mehr Stimmungsausdruck gewünscht.

Three French suites from original ballet scores are played by the Orchestre de la Suisse Romande under the baton of its principal guest conductor Kazuki Yamada. Colors and characters of the music are well shown, but some more emotion would have been welcome.

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