Ludwig van Beethoven: Fidelio (2. Fassung, 1806); Nicole Chevalier, Eric Cutler, Gabor Bretz, Christof Fischesser, Melissa Petit, Benjamin Hulett, Karoly Szemeredy, Arnold Schoenberg Chor, Wiener Symphoniker, Manfred Honeck;  Regie: Christoph Waltz 1 DVD Unitel Edition 8003208; Stereo & Surround; Bild 16:9; Liveaufnahme 2020; Veröffentlichung 11/2020 (130') - Rezension von Remy Franck

Zwei breite, zusammenlaufende und geschwungene Treppen bilden das abstrakte Bühnenbild dieser Fidelio-Produktion aus dem Theater an der Wien, wegen Corona ohne Publikum aufgezeichnet. Die eine Treppe kommt aus den Kerkerverliesen hinter der Bühne, die andere von der vorderen Bühne, beide führen « in den Himmel ». Diese einfache und visuelle eigentlich sehr wirksame Bühne überlässt in der Inszenierung dem Regisseur eine Personenführung, die alles zeigen muss und nichts verstecken kann. Christoph Waltz hat diese Herausforderung perfekt gemeistert. Seine Regie ist lebendig, konzis, packend und geht einher mit Manfred Honecks zupackendem Dirigat und den flüssigen oft sogar schnellen Tempi.

Zur Umsetzung seiner Ideen stehen Waltz Sänger-Schauspieler zur Verfügung, die seine Anweisungen ausdrucksvoll umsetzen. Aber auch sängerisch ist dieser Fidelio eine Produktion der Spitzenklasse, sieht man einmal davon ab, dass die meisten Sänger in den Dialogen Probleme mit der deutschen Sprache haben.

Die Leonore der Nicole Chevalier ist stimmlich und darstellerisch von guter Qualität, sie singt die Leonore sehr intensiv. Der Florestan des amerikanischen Tenors Eric Cutler erreicht dieses Niveau leider nicht.

Gabor Bretz ist imposant als Pizarro. Mélissa Petit ist eine sehr gute, kecke und frische singende Marzelline, die sich mit dem ebenfalls guten Jaquino von Benjamin Hulett ganz herrlich streiten kann.

Christof Fischesser als Rocco wirkt relativ jung und dynamisch und kann den opportunistisch in die Hosen pissenden Kerkermeister gut darstellen.

Von den Wiener Symphonikern und dem Schönberg Chor kommen gute Leistungen, so dass diese Veröffentlichung eine niveauvolle Bereicherung der nicht allzu umfangreichen Video-Kollektion des Fidelio darstellt.

Two wide, curved and converging stairs form the abstract stage set of this Fidelio production from the Theater an der Wien, recorded without audience because of Corona. One staircase comes from the dungeons behind the stage, the other from the front stage, both lead « into the sky ». This simple and visually very effective stage requires an acting, which has to show everything and cannot hide anything. Christoph Waltz has mastered this challenge perfectly. His direction is lively, concise, gripping and goes hand in hand with Manfred Honeck’s enthralling conducting with fluid, often even fast tempi.
To realise his ideas, Waltz has singer-actors at his disposal who expressively implement his instructions. But also vocally this Fidelio is a top class production, apart from the fact that most singers have problems with the German language in the dialogues,
The Leonore of Nicole Chevalier is top notch, she sings the Leonore very intensively. The Florestan of the American tenor Eric Cutler unfortunately does not reach this level.
Gabor Bretz is impressive as Pizarro. Mélissa Petit is a very good, and spirited Marzelline, absolutely delightful in her argument with the also good Jaquino of Benjamin Hulett.
Christof Fischesser as Rocco is relatively young and dynamic and can well portray the opportunistic jailer.
The Vienna Symphony Orchestra and the Schonberg Choir are impressive too, so that this release is a welcome enrichment of the not too extensive video collection of Beethoven’s only opera.

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