In einem Offenen Brief als Antwort auf einen Offenen Brief hat der Präsident der Tiroler Festspiele, Hans Peter Haselsteiner, auf die Vorwürfe reagiert, die fünf Musikerinnen gegen den Dirigenten Gustav Kuhn erhoben haben. Haselsteiner will aber erst einmal das Ende der Festspiele abwarten, und dann erst die Vorwürfe prüfen. Wir veröffentlichen den Brief im Wortlaut.

Antwortschreiben von Dr. Hans Peter Haselsteiner auf Offenen Brief

Sehr geehrte Frau Dargel,
Sehr geehrte Frau Kampp,
Sehr geehrte Frau Lamaj,
Sehr geehrte Frau Oesch,
Sehr geehrte Frau Somm,

Ihr offener Brief von gestern hat mich einerseits schockiert und andererseits überrascht. Selbstverständlich werde ich veranlassen, dass den von Ihnen erhobenen Vorwürfen mit Ernsthaftigkeit und Akribie nachgegangen wird und Sie über die Ergebnisse der Recherchen umgehend informiert werden.

Allerdings werde ich diesbezüglich erst ab Montag tätig werden, um das Ende der Festspiele abzuwarten. Es war Ihnen sicher nicht bewusst, dass Ihr Outing am Tag vor Wagners Ring erfolgt; ein Zyklus, der dem Dirigenten Gustav Kuhn alles abverlangt, insbesondere, weil er an vier aufeinander folgenden Tagen gespielt wird. Als Künstlerinnen werden Sie sicher für die kleine Verzögerung Verständnis aufbringen.

Parallel dazu prüft die Staatsanwaltschaft Innsbruck die Vorwürfe und wird Ihnen sicher ab sofort Gelegenheit geben, diese zu präzisieren.

Um die Untersuchungen zielführend vorantreiben zu können, ist es im hohen Maße wünschenswert, wenn nicht gar unabdingbar notwendig, dass Sie Ihre Betroffenheit bzw. Zeugnislegung der eigens für diese Fälle bestellten unabhängigen Ombudsfrau anvertrauen. Ich darf Ihnen dazu deren Koordinaten wie folgt bekannt geben:

Ich persönlich wäre Ihnen äußerst dankbar, wenn Sie mir erläutern würden, was Sie als « unangemessene Art, wie auf das Ansprechen der dortigen Zustände reagiert wurde » einstufen? Die TFE haben alle zu Gebote stehenden Mittel ergriffen, um die bisher erhobenen Vorwürfe aufzuklären und zukünftige zu verhindern. Ich bitte allerdings zur Kenntnis zu nehmen, dass wir eine Vorverurteilung von Maestro Kuhn über das Internet für im höchsten Maße unfair halten und hoffe sehr, dass Sie diesen Standpunkt teilen.

Auch die letztlich von Ihnen kundgemachte Empörung über das Ausbleiben « notwendiger Konsequenzen » aus einer « allseits bekannten Faktenlage » kann ich daher nicht teilen. Worin bestehen Ihrer Meinung nach die notwendigen Konsequenzen? Seien Sie versichert, dass die TFE Konsequenzen ziehen werden, wenn sie gerechtfertig sind und zwar zeitgerecht und angemessen.

Mit vorzüglicher Hochachtung
Hans Peter HASELSTEINER

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