La Fenice
(c) Beate Wins

Spannende und hochwertige Konzerte sind in Luxemburg zwar oft in der Philharmonie zu erleben, aber auch anderswo im Lande erklingen Preziosen. Dazu gehören auch Konzerte im Rahmen des von Rosch Mirkes unermüdlich vorangetriebenen Festivals alter Musik ‘Rencontres musicales de la Vallée de l’Alzette‘ (RMVA). Wie das aus der letzten in die aktuelle Saison übernommene Konzert mit den Ensembles I Favoriti della Fenice und La Fenice klang, berichtet Uwe Krusch.

Die Aufführung von Monteverdis Il Vespro dalla Beata Vergine, der Marienvesper, fokussierte ganz auf die Wirkung der Musik aus der Feder von Monteverdi. Quasi choreographische Bewegungen, die die jeweils aktiven Sänger und Instrumentalisten in den Vordergrund oder als Fernorchester auf die Empore und die unbeteiligten im Hintergrund positionierten, boten abwechslungsreiche Seheindrücke und blieben doch allein bei der Musik. Auch die wechselnde Besetzung vom Gesangsolisten mit Continuo bis hin zum Tutti der jeweils zehn Sänger und Instrumentalisten bei 20 Einzelstücken dieser in der 1610 entstandenen Fassung des Werkes zeigte genügend Facetten zur optischen und akustischen Bereicherung.

Sowohl die Sänger als auch die Instrumentalisten agierten jeweils solistisch, so dass jeder gefordert war, sich aber auch entfalten konnte. Das gelang ganz vorzüglich in dieser ohne Pause dargebrachten Interpretation.

Besonders das im Wettstreit agierende Tenorduo Jan Van Elsacker und Hans-Jörg Mammel tat sich, auch begünstigt durch ihre hohen Anteile, hervor, so dass man manchmal sich auch eines Schmunzelns nicht erwehren konnte. Doch eigentlich möchte man in dieser geschlossenen Gesamtleistung niemanden wirklich herausheben bzw. damit implizit jemand anders herabwürdigen.

Da das Ensemble La Fenice auf historischem Instrumentarium spielt, bietet der kleine Rahmen einer Dorfkirche immer einen besonders nahen Zugang, sich mit den anderen Klangeigenschaften vertraut zu machen. So entfalteten die Posaunen, die sogenannten relativ kleinen Saqueboutes auch einen weniger lauten Klang als die im heutigen Symphonieorchester, sind aber nicht minder markant in Herb- und Klarheit. Die Geigen kämpften mitunter mit Stimmungsproblemen und wirkten mitunter etwas schrill in der Tongebung, aber das sind Petitessen. Etienne Galletier an der Theorbe bleibt seiner verlässlichen Continuorolle treu, anders als etwa Thomas Dunford es tun würde, der diesem Instrument eine solistische Rolle in Zwischenspielen zukommen lässt. Diese Rolle übernahm an der Orgel Marc Meisel.

Jean Tubéry war in der Doppelrolle am Kornett und als Dirigent aktiv. Im Duo mit Josue Melendez wurden verschiedene Zinken verwendet, so dass unterschiedliche Schattierungen in der Farbgebung erzielt wurden. Als Dirigent agierte Tubéry sparsam, aber markant. So gab er sehr deutlich, aber sozusagen emotionslos, nur den reinen Takt, wenn das Fernorchester zum Bühnenensemble koordiniert werden muss, um so ein verzerrungsfreies Zusammenspiel zu ermöglichen. An anderen Stellen kontte er sich sogar zurückziehen, da seine solistisch gestählte Musiker auch selber zusammenfanden. Nur sehr punktuell boten sich ihm Ansätze, etwa um das Tempo zu fokussieren.

Nach knapp zwei Stunden hinterließen die Musiker ein beglücktes Publikum, dem eine in sich geschlossene nachwirkende Deutung der Il Vespro dalla beata Vergine geboten wurde. Sozusagen als zweite Ouvertüre zum planmäßig am 16. Januar 2022 startenden Festival hat diese geglückte Aufführung große Lust auf mehr gemacht.

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