Michael Haydn: Streichquartett A-Dur + Quartette für Flöte und Streicher D-Dur und F-Dur + Konzert für Bratsche, Cembalo und Streicher C-Dur; Tommasi Valenti, Bratsche, Fabrizio Datteri, Cembalo, Linda Wetherill, Flöte, Elisa Baciocchi String Quartet (Carlo Alberto Valenti, Maria Angelica Vitali, Violine, Claudio Valenti, Bratsche, Carlo Benvenuti, Cello; 1 CD Da Vinci Classics C00295; Aufnahme 7/2020; Veröffentlichung 21/08/2020 (59'41) – Rezension von Uwe Krusch

Michael Haydn steht heute als Komponist sicherlich im Schatten seines deutlich mehr angesehenen Bruders Joseph. Dass aber auch er sein Kompositionshandwerk verstand, ist auf dieser CD, die ein Streichquartett, zwei Quartette für Flöte und Streicher sowie ein Doppelkonzert für Bratsche, Cembalo und Streicher bietet, erlebbar. Auch das Konzert wird neben den Solisten mit Quartettbesetzung gespielt. Zu Lebzeiten genoss Michael Haydn durchaus hohes Ansehen, anfangs auch mehr als sein Bruder.

Während Joseph Haydn als Vater des Streichquartetts in der dann die Zeiten beherrschenden Form gilt, blickte sein Bruder eher noch mit der Absicht auf diese Besetzung, handwerklich hochwertige Musik zu schaffen, die elegant und unterhaltend ist, nicht progressiv. Dass er diese Kompositionsweise beherrschte, kann beim Hören des A-Dur Quartetts leicht nachvollzogen werden. Auch die beiden Flötenquartette folgen diesem Blickwinkel, wobei das D-Dur Quartett zunächst beinahe wie ein Flötenkonzert anhebt, bevor die Geige sich als Partner für einen Dialog hinzugesellt. Das die Aufnahme abschließende Konzert, auch mit Orgel und Streichorchester statt Cembalo und Quartett bekannt, fügt sich ebenfalls in die Zeit ein, in der höfische Musik gespielt und gehört wurde.

Das als Familienensemble entstandene Elisa Baciocchi String Quartet widmet sich vor allem eher vergessenen Werken und hat hier eine spezielle Kompetenz entwickelt, die es bei dieser Einspielung auskosten kann. Mit feinem Bogenstrich und sauberer Artikulation lässt es die Musik in unkomplizierter Weise erklingen, ohne zu strapazieren, aber auch, ohne banale oder langweilige Darbietungen zu evozieren.

Die Solisten, der auch der Familie zugehörende Bratscher Tommaso Valenti, der Cembalist Fabrizio Datteri und die von außen kommende, aber befreundete Flötistin Linda Wetherill, ergänzen die Interpretationen des Quartetts aufs Trefflichste. Insbesondere die nicht zu unterschätzenden Aufgaben bei den Flötenquartetten werden mit überlegenem Können und sensiblem Gespür für die Musik interpretiert. So bietet diese Scheibe eine willkommene Bereicherung des Katalogs der Werke von Michael Haydn, wenn auch die Zuordnung nicht immer ganz zweifelsfrei ist.

As a composer, Michael Haydn today certainly stands in the shadow of his much more respected brother Joseph. But that he too understood his compositional craft can be experienced on this CD, which features a string quartet, two quartets for flute and strings and a double concerto for viola, harpsichord and strings. The Concerto is also played alongside the soloists with quartet instrumentation.
While Joseph Haydn is regarded as the father of the string quartet in the form that then dominated the times, his brother looked to this instrumentation more with the intention of creating high-quality music that is elegant and entertaining, not progressive. That he mastered this way of composing can easily be understood when listening to the A major Quartet. The two Flute Quartets also follow this point of view, with the D major Quartet initially sounding almost like a flute concerto before the violin joins in as a partner for a dialogue. The Concerto that concludes the recording, also known with organ and string orchestra instead of harpsichord and quartet, also fits into the period of courtly music.
The Elisa Baciocchi String Quartet devotes itself mainly to rather forgotten works, like those on this recording. With fine bow strokes and clean articulation, the four musicians let the music sound in an easy way, without any special effects, but also without being banal or boring in their performances.
The soloists, the violist Tommaso Valenti, who is also a member of the family, Fabrizio Datteri, the harpsichordist and the flutist Linda Wetherill complete the quartet in the most excellent way. Thus this disc offers a welcome enrichment to the catalogue of Michael Haydn’s works, even if the attribution is not always entirely beyond doubt.

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