Max Bruch: Violinkonzert Nr. 3, Romanze, Konzertstück für Violine und Orchester; Antje Weithaas, NDR Radiophilharmonie, Hermann Bäumer; 1 CD cpo 777 847-2; Aufnahmen 2/2015, Veröffentlichung 8/2016 (68'50) – Rezension von Uwe Krusch

Max Bruch gehört zu den Komponisten, von denen beim Großteil des Publikums nur ein Stück von ihnen bekannt ist. Daran gemessen sind auf dieser Aufnahme drei quasi unbekannte Stücke zu hören. Wie sehr solche Fokussierungen in die Irre gehen können, kann man auch mit dieser CD erfahren.

Die Romanze war als langsame Einleitung eines zweiten Konzertes gedacht und blieb dann als einzelner Satz stehen, weil Bruch selber dieses Andante als abgeschlossenes Stück empfand. Das Konzertstück, das mit einem Allegro appassionato eröffnet und mit einem etwa gleich langen Adagio endet, zeigt die beiden Seiten von Bruch, die seine Kompositionskunst auszeichnen. Das Allegro bietet dem romantischen Komponisten die Plattform für ein technisch herausforderndes Spiel mit Doppel- und Dreifachgriffen, mit Sprüngen und Tongirlanden. Dahingegen entführt das Adagio in eine andere Welt, nämlich die des einfachen walisischen Volksliedes. Bruch liebte diese Musik und die Melodie und so kann das Stück auch als Hommage an seine Ehefrau, die Sängerin Clara Tukzek gesehen werden.

Das dritte Konzert schließlich ist hier das einzige Werk in üblicher dreisätziger Form. Bruch bleibt bei seinen Steckenpferden, klassischen Formen und melodiösem Ausdruck. Die Uraufführung mit Joseph Joachim als Solist war aus Bruchs Sicht nicht nur ein Erfolg, sondern sogar ein Triumph. Nach späteren Aufführungen bemängelte er, dass Joachim zu schnell und virtuos und zu wenig inniglich spielt.

Die Künstler dieser Einspielung bieten uns eine wunderbare Interpretation. Technische Makellosigkeit ist gegeben, aber natürlich nur die Basis dafür, dass sich der Ton warm und voll entwickeln kann. Diese Aufnahme ist somit ein ganz starkes Eintreten für unbekannte und verkannte Werke. Einziger Wermutstropfen ist vielleicht, dass die Interpretation streckenweise ein bisschen zu brav erklingt, als ob die Kritik von Bruch am Spiel von Joachim beherzigt wurde. Aber vielleicht sind die Interpretationen näher an der Auffassung von Bruch als wir uns das heute vorstellen können.

Slightly unfamiliar works for violin and orchestra by Max Bruch are well served on this disc, in a technically distinguished and a musically warm and intensive performance. Appreciated advocacy for these pieces!

 

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