Ludwig van Beethoven: Sonaten op. 27 Nrn. 1 & 2 (Quasi una fantasia, Mondscheinsonate) + Sonate op. 31/2 (Der Sturm); Dominique Merlet, Klavier; 1 CD Le Palais des Dégustateurs PDD013; Aufnahme 10/2016, Veröffentlichung 01/2021 (53'29) – Rezension von Remy Franck

Der französische Pianist Dominique Merlet war 78, als er diese Beethoven-Sonaten einspielte. Das würde man so nicht sagen, weder wenn es um Fingerfertigkeit geht, noch um die Interpretation. Die fein differenzierten, sehr ausgewogen gespielten, transparenten Sonaten op. 27 sind durchgehend fantasievoll und gefällig. Merlets Tempi sind nie auf der extrem schnellen Seite, aber sie sind auch nicht langsam. Er nimmt sich halt nur die Zeit, um Beethovens Gedanken auch rhetorisch zu formulieren, wobei etwa das Allegretto der Mondscheinsonate sehr inspiriert gerät und jeden geradlinigen Übergangscharakter verliert. Und im Schlusssatz widmet er dem Agitato mehr Aufmerksamkeit als viele seiner Kollegen.

Sehr eloquent und ausdrucksvoll wird auch die Sturm-Sonate gespielt, wobei insbesondere die Differenzierung der Satzteile nicht nur im 1. Satz für ein sehr kommunikatives Musizieren sorgt.

Die drei Sonaten werden auf diese Weise suggestiv. Merlets Spiel unterstützt die Ausdrucksweise Beethovens, ohne ihre klassischen Fundamente zu leugnen, ohne sie ihrer Sensibilität zu berauben und ohne sie akademisch werden zu lassen.

The French pianist Dominique Merlet was 78 when he recorded these Beethoven sonatas. One would not say so, neither when it comes to dexterity, nor to interpretation. The finely differentiated, very well-balanced, transparent Op. 27 Sonatas are imaginative and pleasing throughout. Merlet’s tempos are never on the extremely fast side, but they are not slow either. He just takes the time to formulate Beethoven’s thoughts rhetorically, whereby the Allegretto of the Moonlight Sonata, for example, turns out very inspired and loses any straightforward transitional character. And in the final movement he devotes more attention to the Agitato than many of his colleagues.
The Sturm Sonata is also played very eloquently and expressively. The differentiation of the movement parts in particular guarantee a very communicative music-making, not only in the 1st movement.
The three sonatas become suggestive in this way. Merlet’s playing supports Beethoven’s expressive style without denying its classical foundations, without robbing it of its sensitivity and without letting it become academic.

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