Gustav Mahler: Kindertotenlieder + Lieder eines fahrenden Gesellen + Rückert-Lieder; Alice Coote, Mezzosopran, Netherlands Philharmonic Orchestra, Marc Albrecht; 1 SACD Pentatone Classics PTC 5186 576; Aufnahme 11/2015, Veröffentlichung 31/07/2017 (61'35) – Rezension von Remy Franck

Diese Aufnahmen vereinen zwei Farbenkünstler, wobei mir am Ende der Dirigent Marc Albrecht noch mehr imponiert als die Sängern Alice Coote. Vielleicht hätte das Label trotzdem beide auf dem Cover abbilden sollen….

Die heute 49-jährige britische Mezzosopranistin Alice Coote ist wirklich eine fabelhafte Textgestalterin, sehr sensibel, sehr dramatisch auch, ungemein farbenreich, wobei die Farben ganz gezielt eingesetzt werden, um den Text zu betonen und die darin beschriebenen Stimmungen zu verdeutlichen. Das ergibt eine sehr emotionale, sehr differenzierte und am Ende sehr persönliche Deutung der einzelnen Lieder.

Eine derartige Implikation und solche seelische Achterbahnfahrten bergen natürliche auch Risiken. Cootes Stimme verliert dabei hin und wieder an Ausgeglichenheit, an vokaler Stabilität und letztlich an Klangschönheit. Wer das unbedingt braucht, wird bei Janet Baker und Christa Ludwig bedient. Man missverstehe mich aber nicht: Cootes Singen ist durchaus nicht unschön, beileibe nicht. Und vor allem ist es absolut packend.

Und das liegt auch an dem zweiten Farbenkünstler, dem Dirigenten  Marc Albrecht. Auch er gestaltet mit Farben, mit Schattierungen und gleichzeitig mit einer phänomenalen, fast kammermusikalischen Transparenz. So wird das Orchester zum gleichberechtigten gestalterischen Partner der Sängerin. Albrecht variiert ständig seine Kunst der Begleitung, er hüllt die Stimme ein, stellt sie dann wieder nackt in den Vordergrund, umgarnt sie, strahlt sie an…  Das klangliche Ergebnis ist faszinierend.

Not caring for absolute tonal beauty, Alice Coote emphasizes the text and its dramatic and emotional content. Her colourful performance is as amazing as is the transparent, highly nuanced playing by the Netherlands Philharmonic. Marc Albrecht’s account of the three song cycles is top-notch.

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