Bela Bartok: Herzog Blaubarts Burg; Irmgard Seefried, Sopran, Dietrich Fischer-Dieskau, Bariton, Schweizer Festspielorchester, Rafael Kubelik; 1 CD Audite 95.626; Live 8/62 (60’41) – Rezension von Alain Steffen

Bela Bartoks einaktige Oper ‘Herzog Blaubarts Burg’ gehört im 20. Jahrhundert zu den großen Werken dieser Gattung. Wenn auch wenig publikumswirksam, so haben gerade konzertante Aufführungen der Zwei resp. Drei-Personen-Oper (wenn man den Erzähler am Anfang mitrechnet), diesem Werk zu seiner verdienten Anerkennung verholfen. Und natürlich einige hervorragende Schallplattenaufnahmen, allen voran die von Fricsay mit Töpper und Fischer-Dieskau (DGG), Boulez mit Troyanos und Nimsgern (CBS) sowie Norman und Polgar (DGG) und Kertesz mit Ludwig und Berry (Decca). Interpretatorisch von mindestens gleicher Qualität ist dieser Live-Mitschnitt von den Luzerner Festwochen 1962, der von Rafael Kubelik dirigiert und von Irmgard Seefried und Dietrich Fischer-Dieskau gesungen wird. Einige Abstriche muss man beim eher mittelmäßigen Schweizer Festival Orchester und der Klangqualität machen.
Kubelik erweist sich als genialer Interpret, der es nicht scheut, in die bedrohlichen Abgründe dieser Musik hinabzusteigen. Hoffnung oder gar Licht lässt er in keinem Moment aufkommen.

Der Kunstgriff dieser Aufführung bestand allerdings darin, für die Judith nicht auf eine Altstimme oder einen Mezzosopran zu setzen, sondern auf den leichten und jugendlich-anmutigen Sopran von Irmgard Seefried, die für mich die schönste und authentischste Judith der Plattengeschichte singt. Fischer-Dieskau ist ein nobler, aber sehr düsterer Blaubart und wie für diese Partie geschaffen. Die Dialoge zwischen Seefried und Fischer-Dieskau sind faszinierend, und man kann den Bariton nur dafür bewundern, mit welch sparsamen Mitteln er die ganze Hin- und Hergerissenheit dieser Figur zu gestalten versteht. Hätte man damals ein besseres Orchester und eine bessere Aufnahmequalität zur Verfügung gehabt, so wäre dies die vielleicht beste Blaubart-Aufnahme der Diskographie geworden. Trotzdem, wegen Kubeliks Interpretation und der Sänger ist sie absolut empfehlenswert.

Kubelik’s very dark version could have been the best available if only the orchestra and the sound quality would match the high artistic qualities of the conductor and the excellent singers. Nevertheless, this recording is a top notch recommendation.

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