Mieczyslaw Weinberg: Concertino op. 43b für Cello & Orchester, Fantasie op. 52 für Cello & Orchester, Kammersymphonie Nr. 4 op. 153; Pieter Wispelwey, Cello, Jean-Michel Charlier, Klarinette, Les Metamorphoses, Raphael Feye; 1 CD Evil Penguin Classic EPRC 0045; Aufnahme 06-07.2021, Veröffentlichung 04.03.2022 (68'27) – Rezension von Uwe Krusch

Die Partitur für das Concertino für Cello und Orchester von Mieczyslaw Weinberg wurde erst bei einem russischen Musikwissenschaftler entdeckt. Mit der Ähnlichkeit zum Cellokonzert kann man es als reine Vorstudie betrachten oder doch auch als eigenständiges Werk. Tänze jüdischer Provenienz prägen den zweiten Satz. Die später entstandene Fantasie stellt, in einem Satz mit unterschiedlichen Tempi geschrieben, dagegen polnische Tanzformen vor. Ganz am Ende seines Schaffens steht die vierte Kammersinfonie mit einer obligaten Klarinettenstimme.

Pieter Wispelwey und Raphael Feye, ebenfalls Cellist, aber hier als Dirigent aktiv, geben mit dem Ensemble Les Metamorphoses diesen Werken Weinbergs ein vor allem verhalten elegisches Gesicht, in dem nur vereinzelt fröhlich tänzerische Abschnitte aufblühen. Das fügt sich in die Lebenssituation Weinbergs und die daraus resultierenden Kompositionen. Die Interpreten kosten diese gedeckten Farben der Musik und auch die lebenslustigeren Passagen aus, ohne in Melancholie oder andererseits überschießende Exaltiertheit zu übertreiben. Allein Wispelwey fügt dem Concertino einige Betonungen zu, die mir übertrieben und unorganisch klingen. Ansonsten aber schaffen die Beteiligten ein musikalisch gelungenes Bild dieser Werke aus der Feder von Weinberg.

Die vielseitige textliche Begleitung bietet vor allem Fotos. Zu dem Foto von Weinberg und rund 30 Fotos aus den Aufnahmesitzungen von den Interpreten gesellen sich etwa zehn künstlerische Aufnahmen von Peter de Bruyne. Die Texte zu den Werken sind im üblichen Umfang. Auch schön gestaltete Hüllen für CDs, hier ein kleines Buch mit Pappdeckel, bieten eine eigene Komponente in der Wahrnehmung der CD. Ob hier aber wirklich so viele Fotos der Künstler ein Plus bringen oder nur eine Art Selbstbeweihräucherung sind, mag jeder für sich entscheiden. Die künstlerischen Fotos, alle gewollt unscharf, mögen jeden Betrachter anregen, über das Schicksal Weinbergs nachzudenken.

The score for the Concertino for Cello and Orchestra by Mieczyslaw Weinberg was first discovered in the archives of a Russian musicologist. With its similarity to the Cello Concerto, it can be regarded as a mere preliminary study or yet as an independent work. Dances of Jewish provenance characterize the second movement. The later Fantasy, written in one movement with different tempos, on the other hand, presents Polish dance forms. The Fourth Chamber Symphony with an obbligato clarinet part is at the very end of his oeuvre.
With the ensemble Les Metamorphoses, Pieter Wispelwey and Raphael Feye, also a cellist but here active as a conductor, give these works by Weinberg a primarily restrained elegiac character, in which only sporadically cheerful dance-like sections blossom. This fits in with Weinberg’s life situation and the resulting compositions. The performers savor these muted colors of the music and also the more lively passages without exaggerating into melancholy or, on the other hand, excessive exaltation. Wispelwey alone adds some emphasis to the Concertino that sounds exaggerated and inorganic to me. Otherwise, however, the participants create a musically successful picture of these works from Weinberg’s pen.
The thick textual accompaniment offers mostly photos. The photo of Weinberg and about 30 photos from the recording sessions are joined by about ten artistic shots by Peter de Bruyne. Texts for the works are in the usual range. The beautifully designed small book with a cardboard cover, also provides its own component in the perception of the CD. But whether here really so many photos of the artists bring a plus or are just a kind of self-congratulation, everyone may decide for themselves. The artistic photos, all intentionally blurred, may stimulate every viewer to think about the fate of Weinberg.

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