Niels Wilhelm Gade: 3 Klavierstücke + Kleine Claviergeschichte + Aquarellen, kleine Tonbilder op. 19, Vol. 1 & 2 + Sonate op. 28 + Neue Aquarellen, kleine Tonbilder op. 57 + Andantino; Marie-Luise Bodendorff, Klavier; # Ars Produktion 38677; Aufnahme 11.2024, Veröffentlichung 04.07.2025 (69') - Rezension von Remy Franck ** (For English please scroll down)

Der dänische Komponist Niels Wilhelm Gade (1817-1890) gehört zu den Komponisten, die zu Lebzeiten hochgeehrt waren (z.B. von Schumann und Mendelssohn), und später fast völlig in Vergessenheit gerieten. Heute gibt es wohl viele Aufnahmen seiner Musik, aber so richtig erholt hat er sich nicht von seiner Vergessenheitsperiode.

Das Programm von Marie-Luise Bodendorff besteht hauptsächlich aus Miniaturen oder Zyklen von Miniaturen. Die Pianistin hat einen ausgeprägten Sinn für die Poesie und Narrativik, die sich in den Werken finden lässt. Oft gewinnen vor allem die Aquarelle einen anrührenden Charakter, andere sind leicht und verspielt, immer gekennzeichnet von einem sehr inspirierten, rhetorischen Spiel.

Gade komponierte nur eine einzige Klaviersonate, und er benötigte ganze 15 Jahre dafür. Die Inspiration kam aus deutschen Gedichten und dänischen Volksweisen. Der Komponist lieferte folgende Eintragungen in Versform mit:

  1. e-Moll (Allegro) / O Herz, sey endlich stille, / Was schlägst du so unruhvoll? / Es ist ja des Himmels Wille, / Dass ich sie lassen soll!
  1. E-Dur (Adagio) / Wir wollen es muthig ertragen, / So lange nur die Thräne noch rinnt / Und träumen von schöneren Tagen, / Die lange vorüber sind.
  1. e-Moll (Finale) / Kühne Wogen, wildes Leben, / Lass den Strom nur immer brausen, /Frischen Sturm im Herzen sausen;

Marie-Luise Bodendorff bringt das Hin- und Hergerissene des ersten Satzes wunderbar zum Ausdruck, mit aufgewühlten Momenten und vor allem bewegend zärtlichen Passagen, in denen sich eine verletzte Seele offenbart. Dieser Seele und ihren Qualen begegnen wir auch im nicht weniger berührenden zweiten Satz. Im tänzerischen, sehr kurzen Scherzo baut sich die Energie auf, die im Finale viel Aufbruchsstimmung bringt.

Danish composer Niels Wilhelm Gade (1817–1890) was highly honored during his lifetime by composers such as Schumann and Mendelssohn, but he later fell into obscurity. Today, although there are many recordings of his music, he has not fully recovered from his period of obscurity.

Marie-Luise Bodendorff’s program consists mainly of miniatures or cycles of miniatures. The pianist has a keen sense of the poetry and narrative in these pieces. Often, the watercolors take on a particularly touching character, while others are light and playful. All are characterized by a very inspired, rhetorical interplay.

Gade composed only one piano sonata, which took him 15 years to complete. He was inspired by German poems and Danish folk tunes. The composer provided the following entries in verse form:

  1. E minor (Allegro): « O heart, be still at last. Why do you beat so restlessly? » / It is heaven’s will / That I should let her go!
  1. E Major (Adagio): Let us bear it bravely as long as the tears still flow. and dream of better days long since past.
  1. E minor (Finale): Bold waves, wild life. Let the stream roar on. Let fresh storms rage in my heart.

Marie-Luise Bodendorff wonderfully expresses the conflicted nature of the first movement with turbulent moments and movingly tender passages revealing a wounded soul. This soul and its torments are also encountered in the no less touching second movement. The dance-like, very short scherzo builds energy, bringing a spirit of optimism to the finale.

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