Edward Elgar: Caractacus op. 35; Elizabeth Llewellyn (Eigen), Elgan Llyr Thomas (Orbin), Roland Wood (Caractacus), Christopher Purves (Arch-Druid, A bard), Alastair Miles (Claudius), Huddersfield Choral Society, Orchestra of the Opera North, Martyn Brabbins; 2 CDs Hyperion CDA68254; Aufnahme 04/2018, Veröffentlichung 04/2019 (96'17) – Rezension von Uwe Krusch

Edward Elgars Caractacus ist eine Kantate in sechs Szenen für Sopran, Tenor, Bariton und zwei Bässe, Chor und Orchester auf ein etwas altmodisches Libretto von H. A. Acworth, der Elgars Nachbar in Malvern war.

Caractacus ist eine historische Figur, ein britischer Häuptling aus dem 1. Jahrhundert, der den britischen Widerstand gegen die römischen Eroberer anführte. Diese Person ist der Ausgangspunkt für das Werk Elgars, das er ausschmückte. Es spielt in der Zeit der Kämpfe gegen die Römer am Malvern Hill und des Auftritts des gefangenen Caractacus in Rom.

Das Portrait ist durch den malerischen Charakter stark romantisiert. Bis auf das Finale in Rom finden die Tableaus in den Malvern Hills oder am Ufer des Severn statt. Dort bringt der besiegte Caractacus mit seiner flammenden Rede den Kaiser Claudius dazu, ihn zu begnadigen. Parallel entwickelt sich eine Liebesromanze sich zwischen Caractacus’ Tochter Eigen und dem Minnesänger Orbin. Der Erzdruide und seine Anhänger liefern einen Hauch heidnischer Exotik.

Erstaunlich eigentlich, dass Elgar dieses Geschehen in die beengende Form des Oratoriums packte und nicht eine Oper schrieb. Dieser Komposition folgten seine Meisterwerke Enigma Variations und noch ein Jahr später Der Traum des Gerontius. Elgar reagierte auch auf den patriotischen Eifer der Zeit kurz nach dem Diamantenjubiläum von Königin Victoria, indem er einen schwindelerregenden Siegeszug komponierte. Ansonsten ist es ein pastorales Werk.

Der fruchtbare Einsatz der Leitmotivtechnik veranschaulicht seine Begeisterung für Wagner. Damit macht Elgar das Orchester zum dominanten Vehikel.

Martyn Brabbins, Spezialist für spätviktorianisches Repertoire, gelingt eine lebendige Deutung. Er bringt die Aufnahme zum Fließen und Schwung in den Orchesterklang. Dabei entlockt er dem Orchester der Opera North aus Leeds, wo das Werk uraufgeführt wurde, den für Elgar typischen Klangcharakter, den das Ensemble mit technisch höchstem Niveau bewältigt.

Auch die Solisten lassen sich hören. Roland Wood ist der gewichtigen Rolle des Caractacus mehr als gewachsen, vor allem in den großen Selbstgesprächen der Szene 1, im Klagelied der Szene 4 und der historisch bekannten eloquenten Rede vor Claudius und dem Senat in Szene 6. Christopher Purves’ wohlklingender, satter Basston eignet sich hervorragend für den wohlmeinenden, wenn auch betrügerischen Barden. Alastair Miles spielt einen autoritativen Claudius. Elizabeth Llewellyn verleiht dem Werkes eine gewisse lyrische Ruhe, während die kraftvolle Rhetorik von Caractacus’ ungestümem Sohn Orbin, gesungen von Elgan Llŷr Thomas, reichlich geliefert wird. Beide sind auch leidenschaftlich mit Elgars fesselndem Liebesduett in Szene 3.

Die Huddersfield Choral Society entwirft sensibel Licht und Schatten für die unterschiedlichen dramatischen Zusammenhänge und bietet mit festem Muskelton einen klaren Kontrapunkt zum Orchester bietet.

Edward Elgar’s cantata Caractacus is quite operatic. Martyn Brabbins proves once more an expert for the late Victorian music. With a fine orchestral playing, a marvellous chorus and very good soloists the recording is highly recommendable.

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