Dmitri Shostakovich: Symphonie Nr. 10; Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, Mariss Jansons; 1 CD BR Klassik 900185; Liveaufnahme 03/2010, Veröffentlichung 25/10/2019 (53'48) - Rezension von Remy Franck

Mariss Jansons geht die Zehnte Symphonie von Dmitri Shostakovich gedanklich sehr vertieft an. Das führt zu einer extrem differenzierten Interpretation, die sich somit sehr unterscheidet von jenen Aufführungen, die das Werk durchgehend spannungsvoll und mit größter Entschlossenheit präsentieren. Das Groteske wird bei Jansons nicht so sehr durch geschärfte Klänge, sondern eben durch diese viele Stimmungswechsel dargestellt.

Verhaltenheit, Melancholie und manchmal sogar eine sehr entspannte Picknick-Stimmung stehen Passagen gegenüber, in denen sich Resignation und Trauer breit machen, oder auch Angst und gefühlte Unterdrückung. Auch im zweiten Satz gib es nichts Wildes, nichts Brutales, der Satz kommt sehr beschwingt und leichtfüßig daher in einem Gesamtkonzept, das uns sehr seltsam berührt.

Neben Jansons’ sehr persönlicher Interpretation ist auch das sagenhaft gute Musizieren des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks ein Gewinn für diese Einspielung.

Mariss Jansons account of Dmitri Shostakovich’s Tenth Symphony is extremely differentiated, differing from performances that present the work in a consistently exciting and resolute manner. The grotesque character is not so much represented by sharpened sounds, but by these many changes of mood. Restraint, melancholy and sometimes even a very relaxed picnic mood are contrasted by passages in which resignation and sadness spread, or even fear and oppression. In the second movement there is nothing wild, nothing brutal, the movement comes very lively and light-footed in an overall concept that touches us very strangely. In addition to Janson’s very personal interpretation, the fabulously good music-making of the Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks is an asset for this recording.

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