Georg Friedrich Händel: Aminta e Fillide, Armida abbandonata, La Lucrezia, Trio Sonate b-Moll op. 2/1; Sabine Devieilhe, Sopran, Lea Desandre, Mezzosopran, Le Concert d’Astrée, Emmanuelle Haïm, Dirigentin, Cembalo, Orgel; 2 CDs Erato 0190295633622; Aufnahmen 4/2018; Veröffentlichung 11/2018 (96') – Rezension von Uwe Krusch

Seine Kantaten hat Händel, der sonst alles vermarktet hat, selber nicht öffentlich zugänglich gemacht. Deshalb sind manche Details unklar. Entstanden sind viele dieser Kantaten im ersten Viertel des 18. Jahrhunderts während seines Aufenthaltes am Hofe des Fürsten Ruspoli in Rom.

Aus den frühen Jahren stammt die Auswahl der drei Werke auf dieser Einspielung. Kantaten boten auch Frauen die Möglichkeit, im privaten Rahmen aufzutreten, was ihnen in Rom ansonsten verboten war. Inhaltlich ging es zumeist darum, Gefühlsbewegungen bis hin zur Katharsis auszuführen. Außerdem erfuhren sie in der Erweiterung von zwei auf mehrere Rezitativ-Aria Abfolgen eine Anlehnung an opernhafte Gestaltungen.

Während ‘Armida abbandonata’ das Leid der verlassenen Armida und ‘La Lucrezia’ mit ihrer Vergewaltigung mit großen negativen Gefühlen wie Rache, Hass und Trauer aufwarten, wird in ‘Aminta et Fillide’ mit zwei Gesangsstimmen das erfolgreiche Liebeswerben im Pastoralstil vertont.

Die beiden Solistinnen, die Sopranistin Sabine Devieilhe als Aminta und Armida sowie die Mezzosopranistin Lea Desandre als Fillide und Lucrezia, gestalten ihre Partien mit warmen und großen, leicht opernhaft anmutenden Darbietungen. Dabei darf man sagen, dass sie in ‘Aminta e Fillide’ zusammen eine schöne klangliche Paarung der Stimmencharaktere bilden. Auch einzeln entwickeln sie die Solokantaten mit ausgeprägter Stimmführungen, die die Gefühlsdarstellungen erlebbar und verständlich machen. Mitunter klingen sie glockenhell und glänzend, dann aber auch leicht beengt.

‘Le Concert d’Astrée’ unter Emmanuelle Haïm ist wie immer ein versierter sowie feinfühlig und rasch agierender Partner, ohne an manch exquisite Präsentation anzuknüpfen.

Als kleine Zugabe wird die erste Triosonate B-Dur aus op. 2 von Solisten aus dem Ensemble in erlesener kammermusikalisch delikater Spielweise zwischen die beiden Solokantaten eingefügt.

Three of Handel’s early cantatas have been superbly recorded by Le Concert d’Astrée and singers Sabine Devieilhe and Lea Desandre. Emmanuelle Haïm is conducting, and the excellent performances perfectly show Handel’s mastery in this genre.

 

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